Wort zu gestern
Wie
soll ich mich fühlen, wenn ich nach meinem gestrigen Flug heute aus
der Zeitung erfahre, dass mein Flieger nach der Landung über 24
Stunden auf dem Flughafen Basel-Mulhouse liegen blieb, da ein Schaden
am Triebwerk seine Rückreise nach Algier verhinderte. Unser Hinflug
war pünktlich. Die Maschine landete von einem Inlandflug auf dem
Flughafen Houari
Boumédienne
in der algerischen Hauptstadt, wechselte die Piloten und Stewards
und liess uns einsteigen. In knapp 2 Stunden flogen wir die übliche
Route über Mallorca in die Schweiz und landeten ohne Probleme. Ich
wünschte der Besatzung beim Aussteigen noch einen angenehmen
Rückflug in die Wärme, da wusste noch keiner, dass sobald nicht
geflogen wird. Wie soll ich mich bei dieser Nachricht fühlen? Ein
kurzes mulmiges Gefühl und Glück gehabt.
Am kommenden Tag wurde mein Sohn nach sechs Monaten warten und Physiotherapie nun doch noch an der rechten Hand operiert. Die vergangenen Monate nach dem Unfall mit dem Skateboard zogen sich wie Schleim in die Länge hin. Dabei war nicht nur der Versuch einer natürlichen Heilung und als letzter Versuch durch eine spezielle Therapie schuld, sondern auch der administrative Aufwand, der von Seiten des Spitals betrieben wurde. Und hier vor allem die Fehler, welche sich von Seiten des zuständigen Arztes einschlichen. Der aus Italien stammende Chirurg mag in seinem Fach ein Profi sein, aber Termine organisieren, ist sicher nicht sein Ding. Denn hier in der Schweiz ist man nicht so flexibel wie im Süden. Da kann keiner mit Gips zum Röntgen kommen und das Personal nimmt schnell den Gips weg. Nein, da braucht es zuerst einen Termin im Gipszimmer und dann geht es erst zum Röntgen. Vergisst hier der Arzt einen der Termine, wird es nichts und bis wieder neue Termine gefunden werden, welche zusammen spielen ist wieder mindestens eine Woche vorbei. Diese Art von Fehler geschahen leider nicht nur einmal, sondern gleich mehrere Male. Geschätzter Zeitverlust einen Monat, die SUVA zahlt.
Den Operationstermin bekamen wir schriftlich, was der Tag anbelangt, nicht aber die Uhrzeit, welche am Vortag telefonisch angefragt werden musste. Wir meldeten uns am vereinbarten Tag am Informationsschalter des Uni-Spital Basel, Gebäudetrakt B und wir wurden an die Tagesklinik verwiesen. Hier waren wir aber nicht richtig und wir wurden an eine andere Stelle weitergeleitet. Wir wanderten, Mutter, Vater und Kind durch die Gänge des Spital und suchten unser Gate. Entschuldigung, wir sind ja nicht auf einem Flughafen, aber es kam mir ein bisschen so vor. Bei der dritten Anlaufstelle waren wir natürlich wieder falsch und wir wurden direkt in die Bettenabteilung im 5. Stock geführt. Hier wurden wir freundlich empfangen, wie auch an den vier vorhergehenden Büros, aber hier waren wir nun richtig. Es ging dann auch zügig vor sich und bald wurde Sohnemann zum Operationstrakt gerollt. Während der Wartezeit klingelte das Tischtelefon neben dem Bett meines Sohnes. Ich nahm ab und jemand fragte nach den Einzelheiten der Operation seines Vaters. Falsch verbunden, hier ist ein Patientenzimmer. Nach sechs Stunden wurde er dann auf dem gleichen Weg wieder in sein Zimmer gebracht. Die Operation und zwei Stunden im Aufwachzimmer lagen hinter ihm, beschwipst von der Narkose war er aber immer noch und das untermalte den Abend im Spital lustig. Die Besuchszeit war um und wir mussten ihn alleine lassen. Wir wussten, das Pflegepersonal schaut auf ihn. Nach zwei Tagen nach der Operation wurde er heute entlassen und nun heisst es für ihn acht weitere lange Wochen warten.
Die
Tage welche ich mich mehr im Zentrum von Basel aufhielt als üblich
und ich während den Wartezeiten des Spitalbesuches etwas spazieren
ging, ist mir aufgefallen, dass ausser dem Türkisch und dem
Albanisch eine neue Fremdsprache die Strassen, Plätze und Cafés der
Stadt erobert, Russisch. Seit den Grenzkonflikten zwischen Russland
und der Ukraine bin ich mich zwar gewohnt mehr slawische Laute zu
hören als früher, aber in den vergangenen Tagen ist es mir mehr
aufgefallen. Selenskj möchte zwar, dass seine Landsleute nach Hause
zurück kehren, vor allem Männer, die ihm an der Front fehlen. Putin
lässt eigentlich keine Männer, die noch auf den eigenen Beinen
stehen ausreisen, da auch ihm Männer an der Front fehlen, aber wer
etwas Geld hat, der findet auch den Weg nach Europa.
Eine
mir bekannte Russin, welche seit nun 20 Jahren im Elsass lebt und
fleissig nach Basel kommt, bestätigt mir, dass sich in den
vergangenen Monaten sehr viele Landsleute und russisch sprechende
Menschen aus der ehemaligen UdSSR in der Gegend zu finden seien. Sie
selber freut sich natürlich, denn auch nach seit 20 Jahren ist ihr
Französisch gewöhnungsbedürftig, schweige dann ihr Deutsch.
Europa
wird langsam und still unterwandert. Während meiner Schulzeit und in
meiner Klasse mit 42 Schülern zählten wir einen Italiener. Heute
und gemäss den neusten Statistiken sind 60 % der Schüler in der
Schweiz mit Emigrations- Hintergrund. Unsere beliebten Tante Emma
Läden wurden in den 1980-ern von den Südländern übernommen, dann
diese wiederum von den Türken und heute finden sich vor allem
Asiaten welche diese Quartierläden im Familienbetrieb täglich bis
spät über die Schlusszeiten der grossen Supermarkt Ketten hinaus
offen halten.
Die
ersten Pizzerias wurden damals von Schweizern eröffnet, welche
italienische Pizzaiolo Arbeit anboten. Diese übernahmen dann mit der
Zeit das Restaurant, heute finden sich Türken, Albaner und Rumänen,
welche sich die Geheimnisse des perfekten Teiges angeeignet haben.
Den besten Wurst-Käse Salt gibt es übrigens auch beim Asiaten im
Gundeli. E Guete!
Sonst habe ich für heute nichts zu bemerken weder zu reklamieren, ausser, dass es so schön winterlich Kalt ist! Freuen wir uns auf den Frühling, doch zuerst noch auf zur vogelfreien Fasnacht.