Solidarität mit den Frauen im Iran

06.11.2022

Am Samstag, 5. November 2022, demonstrierten in Bern über 1000 Menschen - für den Iran.
Nationalrätin Flavia Wasserfallen schnitt sich aus Solidarität die Haare ab. Sie schnitt sich unter dem Applaus der Menge ein Haarbüschel aus, verliess danach die Bühne, denn sie hatte einen Termin beim Friseur.
Haare sind im Koran kein Thema. Der Prophet Muhammed meinte nur, dass Frauen bitte nicht die Haare so kurz wie die Männer tragen sollen. Haare gehören, und nicht nur im Iran, zum Brauchtum und gelten heute als wichtiges Modesymbol bei Frauen und auch bei Männern. Symbol von Schönheit bei den Frauen, Männlichkeit beim anderen Geschlecht. Haare sind/waren erotisch, sie verdecken Geschlechtsteile. Je nach Mode sind Haare aber plötzlich eklig, sie werden abrasiert. Man lässt kein gutes Haar am Körper. Dies nicht nur bei den Frauen, dafür tragen Männer Bärte, getrimmt! Plötzlich sehen alle gleich aus und die Barber-shop schiessen aus dem Boden wie Pilze nach einem Herbstregen. Doch Modetrends kommen und gehen. Wir dürfen nicht vergessen, dass es nicht nur eine Mode gibt, sondern jede Kultur, jedes Volk mit seinen unterschiedlichen Brauchtümern seine eigene Wege geht. Der globale Einfluss ist in unserer schnelllebeigen Welt dank Internet nicht zu verleugnen. So wie die Intimrasur aus dem islamisch geprägten Brauch im Hammam in die europäischen Badezimmer seinen Weg fand, finden europäische Frisuren unter das arabische Kopftuch.
Kopftücher sind Brauchtum und haben nichts mit der Religion zu tun, ausser im Gebetshaus. Im Judentum wie auch im Islam bedeckt sich der Betende sein Haupt, im Christentum nimmt der Mann den Hut ab. Frauen, bis in die 1970er Jahre betraten die Kirch mit Kopftuch. Kopfwäsche war mal alle vierzehn Tage möglich, Mutter ist beim Coiffeur, waschen und legen, sind bestellt. Nach dem teuren Besuch beim Frisur, draussen regnet es, es ist windig,.... Kopftuch schützt die Haarpracht, sie soll ja noch länger halten.
Die Strassen von Teheran sind staubig, schmutzig, stinkig. Auf dem Lande weht immer ein Wind, der bringt Staub, Schmutz. Haare waschen kann frau nicht jeden Tag. Lange Haare, Symbol der Schönheit braucht seine Zeit, Geduld und viel Wasser. Frau schützt sich mit dem Kopftuch. Gewisse Schönheit ist privat, nicht öffentlich. Das Kopftuch ist Bestandteil der Kleidung, ob schützend oder modisch.
Die Moral gilt als ein aus kultureller und religiöser Erfahrung gebildetes Regel-, Normen- und Wertesystem, das in einer Gesellschaft als Verhaltensmassstab betrachtet wird. Friseursalons der Frauen in islamischen und auch südlichen Ländern Europas gewähren keinen Einblick von aussen. Hier geht es um die persönliche, intime Pflege der Kopfhaare. Und dies ist genau der Punkt, warum die Zeichen der Proteste im Iran offene Haare und Frauen, die sich öffentlich die Haare abschneiden, sind.
Es ist ein Zeichen sich zu öffnen, sich zu zeigen, seinen über Jahre gepflegtes Haar zu zerstören. 
Schon bei den Nomaden aus der Sahara galt als Zeichen der Freiheit einer Frau, sich die Haare wie ein Mann zu schneiden und sich in Männerkleider auf das Kamel zu steigen und alleine in die ferne Welt zu ziehen. Freiheit! Selbstständigkeit!