Tlemcen Besichtigung Teil 2
Heute Vormittag spaziere ich als Erstes zum Bahnhof, um die Abfahrtszeiten für kommenden Montag zu prüfen. Für den Rückweg ins Zentrum nehme ich einen anderen Weg und treffe endlich auch auf einen Peugeot J9! Als ich Fotos vom Fahrzeug mache, kommt deren Besitzer und ich erkläre ihm, dass ich den gleichen Lieferwagen hätte, aber als Camper ausgebaut sei. Auf meine Frage, wo er, wenn nötig, sich Ersatzteile beschaffe, erklärt er mir den Weg zum Geschäft, entschliesst sich dann aber, mich zu begleiten. Ja, es gibt Ersatzteile von denen, die ich benötige, bekomme ich einige Teile zu einem für uns Spottpreis. Am späten Nachmittag finde ich den Weg in ein Aussenviertel, wo wiederum einige Strassen nur mit Händlern für Autoersatzteile zu finden sind und da kann ich ein weiteres Teil kaufen, das ich zwar nicht benötige, aber Vorrat zu diesen Preisen anzuschaffen ist immer von Vorteil.
Den
touristischen Teil widme ich heute dem Herrscherpalast Al-Mechouar
oder auch Palast der Zianiden Könige genannt. Der Palast liegt
direkt linker Hand inmitten der Stadt und war früher Teil einer
umfangreichen Zitadelle, von der die wuchtigen Verteidigungsmauern
das einzige erhaltene Hauptelement sind. Leider ist hier während der
Türkenzeit fast alles zerstört worden, so auch das riesige
Wasserbassin, welches zur Bewässerung der königlichen Gärten
angelegt wurde.
Frei
zu besichtigen gibt es einen Teil der Mauer, das Freilichttheater,
das alte Gefängnis, die sehr modernisierten Gartenanlagen und ein
kleines Museum mit den Trachten der Frauen der verschiedenen Stämme
aus ganz Algerien, einem Webstuhl und drei mit Männerkleider
angezogenen Puppen. Von der Mauer aus Feldsteinen aus dem 12.
Jahrhundert hat man einen herrlichen Blick auf die nahe gelegenen
Häuser und Märkte.
Hinter
den fensterlosen Mauern verbirgt sich eine nette Moschee mit einem
mit Blumengeflecht geschmückten Minarett. Die Moschee diente vor
Jahren während des Umbaus des eigentlichen Museums am Platz des Emir
Abdelkader als Zwischenlösung. Einige Ausstellungsstücke wurden
dort gelassen Viel netter ist es aber, eine Moschee von innen zu
besichtigen, ohne Angst zu haben, einen religiösen Ort zu stören.
Die Gebetsnische Qibla, der Vorhof für die Waschungen und der
Gebetsraum sind gut erhalten.
Der
Hauptteil der Besichtigung innerhalb der Mauern ist der Königspalast.
Als
ich durch die Arkaden des sehr geschickt restaurierten Palastes
trete, glaubte ich, im Patio Arrayanes des Nasriden Palastes von
Granada zu stehen, nur ist hier alles kleiner, fast wie ein Modell.
Im Innenhof befindet sich ein gekacheltes Wasserbecken, auf den
Längsseiten liegen die verschiedenen Wohnräume. An den Fronten
erheben sich zweistöckige Gebäude mit Aufenthaltsräumen. Der Stuckgips, die Fliessen und Decken wurden originalgetreu restauriert.
Teilweise wurden die alten Fliessen und Stuckturen ohne Restauration
gelassen, so hat der Besucher eine Idee, wie diese Kunstwerke nach
über 600 Jahren noch aussehen.
Tlemcen
hat in ganz Algerien die schönsten und wertvollsten islamischen
Baudenkmäler, die nach der Türkenzeit keine wichtigen Änderungen
und Erneuerungen erfahren haben und erst in den letzten Jahren
erfolgreich restauriert wurden. In einem der Räume des Palastes wird
audiovisuell in einem kurzen Film die Restaurierung zusammengefasst. Ein Ort zum Träumen und Verweilen wie die Alhambra in Granada
selber.
Ich
schlendere durch den Trödlermarkt, der nicht viel zu bieten hat und
komme auf der anderen Seite der Bahnlinie zur Moschee von Sidi El
Halaoui. Die Geschichte besagt, dass der gelehrte und fromme El
Halaoui im 13. Jahrhundert, aus Andalusien stammend, versuchte den
damaligen Einwohnern der Stadt die göttlichen Gebote in Erinnerung
zu rufen. Der alte Pilger wurde aber nicht beachtet und so suchte er
die Kinder als Zuhörer. Um deren Vertrauen zu gewinnen, verteilte er
Süssigkeiten, was ihn zu seinem Namen führte. Denn Haloui bedeutet
auf Arabisch Händler von Bonbons. Opfer von fälschlichen
Verleumdungen wurde der fromme Mann angeklagt und zur Enthauptung
verurteilt. Nach einiger Zeit nach der Hinrichtung der Muezzin der
Grossen Moschee zur Stunde des Abendgebetes, als die Stadttore
geschlossen wurden, eine Stimme, die flüsterte "Alle sind in die
Stadt zurückgekehrt ausser der Seele des Sidi Haloui." Um Rat
gefragt, rehabilitierte der Sultan den Marabut und liess um seine
schlichte Grabstätte eine Moschee nach dem Vorbild der
Boumedienne-Moschee errichten. Der Grundriss ist klar und einfach mit
fünf Schiffen und drei Jochen, zwei seitlichen Nebentüren und dem
zentralen Haupteingang.