Tlemcen Besichtigung Teil 2

14.01.2023

Heute Vormittag spaziere ich als Erstes zum Bahnhof, um die Abfahrtszeiten für kommenden Montag zu prüfen. Für den Rückweg ins Zentrum nehme ich einen anderen Weg und treffe endlich auch auf einen Peugeot J9! Als ich Fotos vom Fahrzeug mache, kommt deren Besitzer und ich erkläre ihm, dass ich den gleichen Lieferwagen hätte, aber als Camper ausgebaut sei. Auf meine Frage, wo er, wenn nötig, sich Ersatzteile beschaffe, erklärt er mir den Weg zum Geschäft, entschliesst sich dann aber, mich zu begleiten. Ja, es gibt Ersatzteile von denen, die ich benötige, bekomme ich einige Teile zu einem für uns Spottpreis. Am späten Nachmittag finde ich den Weg in ein Aussenviertel, wo wiederum einige Strassen nur mit Händlern für Autoersatzteile zu finden sind und da kann ich ein weiteres Teil kaufen, das ich zwar nicht benötige, aber Vorrat zu diesen Preisen anzuschaffen ist immer von Vorteil.

Den touristischen Teil widme ich heute dem Herrscherpalast Al-Mechouar oder auch Palast der Zianiden Könige genannt. Der Palast liegt direkt linker Hand inmitten der Stadt und war früher Teil einer umfangreichen Zitadelle, von der die wuchtigen Verteidigungsmauern das einzige erhaltene Hauptelement sind. Leider ist hier während der Türkenzeit fast alles zerstört worden, so auch das riesige Wasserbassin, welches zur Bewässerung der königlichen Gärten angelegt wurde.
Frei zu besichtigen gibt es einen Teil der Mauer, das Freilichttheater, das alte Gefängnis, die sehr modernisierten Gartenanlagen und ein kleines Museum mit den Trachten der Frauen der verschiedenen Stämme aus ganz Algerien, einem Webstuhl und drei mit Männerkleider angezogenen Puppen. Von der Mauer aus Feldsteinen aus dem 12. Jahrhundert hat man einen herrlichen Blick auf die nahe gelegenen Häuser und Märkte.
Hinter den fensterlosen Mauern verbirgt sich eine nette Moschee mit einem mit Blumengeflecht geschmückten Minarett. Die Moschee diente vor Jahren während des Umbaus des eigentlichen Museums am Platz des Emir Abdelkader als Zwischenlösung. Einige Ausstellungsstücke wurden dort gelassen Viel netter ist es aber, eine Moschee von innen zu besichtigen, ohne Angst zu haben, einen religiösen Ort zu stören. Die Gebetsnische Qibla, der Vorhof für die Waschungen und der Gebetsraum sind gut erhalten.

Der Hauptteil der Besichtigung innerhalb der Mauern ist der Königspalast.
Als ich durch die Arkaden des sehr geschickt restaurierten Palastes trete, glaubte ich, im Patio Arrayanes des Nasriden Palastes von Granada zu stehen, nur ist hier alles kleiner, fast wie ein Modell. Im Innenhof befindet sich ein gekacheltes Wasserbecken, auf den Längsseiten liegen die verschiedenen Wohnräume. An den Fronten erheben sich zweistöckige Gebäude mit Aufenthaltsräumen. Der Stuckgips, die Fliessen und Decken wurden originalgetreu restauriert. Teilweise wurden die alten Fliessen und Stuckturen ohne Restauration gelassen, so hat der Besucher eine Idee, wie diese Kunstwerke nach über 600 Jahren noch aussehen.
Tlemcen hat in ganz Algerien die schönsten und wertvollsten islamischen Baudenkmäler, die nach der Türkenzeit keine wichtigen Änderungen und Erneuerungen erfahren haben und erst in den letzten Jahren erfolgreich restauriert wurden. In einem der Räume des Palastes wird audiovisuell in einem kurzen Film die Restaurierung zusammengefasst. Ein Ort zum Träumen und Verweilen wie die Alhambra in Granada selber.

Ich schlendere durch den Trödlermarkt, der nicht viel zu bieten hat und komme auf der anderen Seite der Bahnlinie zur Moschee von Sidi El Halaoui. Die Geschichte besagt, dass der gelehrte und fromme El Halaoui im 13. Jahrhundert, aus Andalusien stammend, versuchte den damaligen Einwohnern der Stadt die göttlichen Gebote in Erinnerung zu rufen. Der alte Pilger wurde aber nicht beachtet und so suchte er die Kinder als Zuhörer. Um deren Vertrauen zu gewinnen, verteilte er Süssigkeiten, was ihn zu seinem Namen führte. Denn Haloui bedeutet auf Arabisch Händler von Bonbons. Opfer von fälschlichen Verleumdungen wurde der fromme Mann angeklagt und zur Enthauptung verurteilt. Nach einiger Zeit nach der Hinrichtung der Muezzin der Grossen Moschee zur Stunde des Abendgebetes, als die Stadttore geschlossen wurden, eine Stimme, die flüsterte "Alle sind in die Stadt zurückgekehrt ausser der Seele des Sidi Haloui." Um Rat gefragt, rehabilitierte der Sultan den Marabut und liess um seine schlichte Grabstätte eine Moschee nach dem Vorbild der Boumedienne-Moschee errichten. Der Grundriss ist klar und einfach mit fünf Schiffen und drei Jochen, zwei seitlichen Nebentüren und dem zentralen Haupteingang.