Superlativ

26.12.2023

Die deutsche Sprache kennt drei Steigerungsformen. Die Grundform, Positiv, den Komparativ als erste Steigerung und den Superlativ als 2. Steigerung. Somit ist der Superlativ die höchste Steigerungsform der Wortart. Der Komparativ als erste Steigerung vergleicht zwei Dinge. Zum Beispiel X ist grösser als Y. Der Superlativ dagegen vergleicht ein Ding mit mehreren Dingen oder der Gesamtheit aller Dinge und bildet somit die höchste Stufe wie zum Beispiel Z ist am grössten.

Auf dem deutschsprachigen Zeitungsmarkt herrschen Blätter wie Bild, Blick, 20 Minuten und Krone vor. Sie zeichnen sich alle durch einfach gehaltene Sprache und grosse Bilder aus. Die Berichterstattung wirkt primitiv. Die damalige Zielgruppe der Printausgaben galten Menschen mit geringerem Bildungsstand. Mit dieser Art von Berichterstattung waren sie die auflagenstärksten Zeitungen in ihren jeweiligen Ländern. Vielleicht sahen beim langsamen Untergang der gedruckten Presse einige der alteingesessenen Zeitungen einen Rettungsanker und passten sich der Sprache der erstgenannten an.

In unserer schnelllebigen Zeit und mit dem reduzierten Display eines mobilen Gerätes müssen die Texte kurz und prägnant sein. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte und es spielt keine Rolle, ob das Bild der internationalen Presseagentur in allen Zeitungen auf der ganzen Welt das gleiche ist. Sogar die Texte gleichen sich wie ein Ei dem andern und die Herausgeber machen sich nicht einmal die Mühe den Text ihrer Region anzupassen.

Aber da gibt es eine Ausnahme. Die Kollegen in Finnland würden sich das Weltgeschehen aus anderen nordländischen Augen ansehen. Gemäss dem Korrespondent der NZZ aus Tallinn bezeichnen die finnischen Medien zum Beispiel den Krieg im Gazastreifen als kolonialistisches Projekt. Die finnischen Journalisten vermitteln ein komplett anders Bild von den Geschehnissen als hier im deutschsprachigen Raum. Die Finnen finden dies nicht problematisch. Vielleicht ist die objektive Berichterstattung der deutschsprachigen Medien nicht objektiv und frei? Ist vielleicht der Konflikt zwischen Israel und Palästina aus historischen Gründen in Mitteleuropa ein eher sensibles Thema und keiner will was falsches berichten? Die Kultur jedes Landes spielt bei der Berichterstattung sicher eine Rolle. Bei der seit Jahren sehr eingeschränkten Macht durch wenige Pressegiganten auf die verschiedenen nationalen und sogar regionalen Zeitungen bekommt der nur Deutsch lesende Interessierte ein sehr einseitiges Bild der weltweiten Geschehnisse.

Die einfach gehaltene Sprache der deutschsprachigen Medien hat in letzter Zeit eine Änderung erfahren und in die Texte werden Superlative, wie barbarisch, maximal, gewaltig, pulverisieren, eingebaut. Auch Substantive werden zu Superlativen wie Angst, Elend, Unsicherheit, Pandemie und Krieg.

Zwischen den Zeilen lesen wird immer mehr gefragt. Sich hinterfragen, überlegen und selber denken sind Eigenschaften, die in Finnland noch gern gesehen werden und in Mitteleuropa ausgerottet werden. Ich hoffe nicht, ich habe die Hoffnung noch nicht verloren.