Soziale Medien

14.09.2024

Ich bin mit Büchern und Schwarzweiss Filmen im Fernsehen aufgewachsen. Mein erster Kinofilm war Das Dschungelbuch, und unser Haustelefon hing an der Wand. Wir haben uns nach der Schule auf dem Heimweg mit Kollegen verabredet. Durfte einer nicht mit, weil die Mutter mit dem Sohn etwas anderes vorhatte, erfuhren die Spielkameraden erst am nächsten Schultag den Grund.

Auch bei der Ausbildung zum Kaufmann mussten wir in den ersten Monaten lernen, Briefe zu öffnen und die geschriebenen Briefe richtig zu falten und in den entsprechenden Umschlag zu stecken. Erst später im Beruf ging es vom Telex Fernschreiber über das Fax zum E-Mail. Wir eigneten uns das Wissen für die modernen Mittel, die uns zur Verfügung standen, selbst an. Wir lernten mit dem Computer zu schreiben und auf Diskette zu speichern. Später brannten wir CDs. Die Computer wurden immer kleiner und leistungsfähiger. Beim Fotografieren gingen wir von analog zu digital über. Auf die ersten Speicherkarten passten 36 Bilder wie auf die letzten gebrauchten Filmrollen.

Wie gerne habe ich Zeitung gelesen, vor allem am Wochenende. Ich kaufte mir gleich mehrere Ausgaben aus verschiedenen politischen Richtungen. Meinungsbildung aus mehreren Quellen war damals noch möglich. Und es gab Kommentare zu den Ereignissen der vergangenen Tage. Mit der Zeit wurden die Zeitungen immer dünner und heute lese ich die Nachrichten auf meinem Handy.

Mit der Modernisierung des Handys, weg vom Telefon, hin zu einem Gerät für flinke Finger, bin auch ich in verschiedenen sozialen Netzwerken gelandet. Bei einigen habe ich wahrscheinlich mehrere Konten. Bei Nichtbenutzung vergesse ich die Zugangsdaten und eröffne ein neues Konto, so einfach ist auch hier die Welt der einmaligen Nutzung. Bei Instagram habe ich versucht, mein Hobby Fotografie mit anderen Usern aus aller Welt zu teilen. Aber ich werde immer von den gleichen gelikt, eine Handvoll, also lasse ich es wieder sein und bin erstaunt, wenn ich mich wieder auf ein Konto wage, was sich seit den Anfängen alles verändert hat. Ich bin es leid mitzumachen und so bleibt mir von den modernen Kanälen Facebook. Hier hat sich seit den Anfängen nicht viel verändert und dank ihres Algorithmus kann ich abends in alten Zeiten schwelgen. Ich klicke auf ein erstes Video und es erscheinen meine alten Bekannten wie Otto, Dieter Hallervorden und nebenbei entdecke ich ein paar neue Comedians, deren Sketche manchmal gar nicht so schlecht sind. Im Vergleich zu den alten hat sich eigentlich gar nicht so viel geändert. Die Themen sind fast die gleichen, und das zeigt, dass die Menschen genauso dumm sind wie früher. Vielleicht gibt es Themen wie Sex, die früher nicht direkt angesprochen wurden, aber der Bolle hiess früher einfach Karl.

Ich liebe Musikvideos von früher. Mit der Musik kommen so viele Erinnerungen hoch und ich erinnere mich an längst vergangene Zeiten. Ich staune über mich selbst, wie ich diese alten Liedtexte noch kenne. Wie ich eine Band oder ein Lied alten Schulkameraden zuordnen kann. Ich schmunzle über die Erinnerungen an die Gruppenkämpfe, ob Sweet oder Status Quo!

Deutsche Schlager führen mich zurück in meine Kindheit. Meine ältere Schwester träumte von Roy Black. Auch meine Mutter liebte die Schlager im Radio und im Fernsehen. Wenigstens verstand man die deutschen Liedermacher und es war nicht nur Lärm, wie die Musik aus Amerika! Nur mein Vater ist seiner Ländlermusik treu geblieben.

Gestern Abend bin ich auf ein Lied gestossen, das ich gar nicht im Kopf hatte. Weder an den Sänger, Freddy Queen, noch an sein 1968 veröffentlichtes Lied Hundert Mann und ein Befehl. Es ist die deutsche Coverversion des englischen Liedes The Ballad of the Green Berets, geschrieben von Robin Moore und gesungen von Barry Sadler. Für Quinns Version wurde das Lied von Ernst Bader bearbeitet. Ich war damals sieben Jahre alt. Wie gesagt, ich erinnere mich nicht an das Lied, aber als ich es hörte, kam der Text aus einer versteckten Ecke meines Gehirns und ich summte mit.

Irgendwo im fremden Land
Ziehen wir durch Stein und Sand
Fern von zuhaus und vogelfrei
Hundert Mann und ich bin dabei

Hundert Mann und ein Befehl
Und ein Weg den keiner will
Tagein tagaus, wer weiss wohin
Verbranntes Land und was ist der Sinn