Nemours
Nemours
ist eine französische
Kleinstadt
im Département
Seine-et-Marne in
der Region
Île-de-France, 70 Kilometer südöstlich von Paris.
Das
Nemours von dem hier die Rede ist liegt aber an der westlichen
algerischen Mittelmeerküste. Die Stadt Nemours wurde am 24. Dezember
1846 durch königlichen Erlass am Ort namens Djemaâ Ghazaouat
gegründet. Mit Dekret vom 27. Januar 1869 wurde es (mit Ouled Ziri
und dem Dorf Sidi Amar) als vollwertige Gemeinde anerkannt. Die Stadt
wurde 1956 dem Departement Tlemcen angegliedert, was auch nach der
Unabhängigkeit Algeriens so bleibt.
Das
Rathaus, der Friedensrichter, die Schule für Jungens und die
Polizeistation waren im
demselben Gebäude untergebracht. Auf acht städtischen nebeneinander
liegenden staatlichen Grundstücken wurde der Bau im Jahre 1878
geplant und bis 1882 im Renaissancestil und einer 44 Meter langen
Fassade erbaut. Das Jahr der Eröffnung des vielseitigen Gebäudes
ist noch klar über dem Haupteingang zu sehen. Ein kleiner Teil wird
bis heute genutzt, der grösste Teil des Gebäudes ist aber heute dem
Verfall gewidmet. Im ersten Stock befanden sich die Büros der
Verwaltung, Sitzungszimmer und das Büro des Bürgermeisters. Im
Erdgeschoss rechts der Friedensrichter, die Polizeistation und die
Jungenschule. Die Schule hatte im ersten Stock auch ein paar
Klassenzimmer und Unterkünfte für die Lehrer zur Verfügung.
Im
hinteren Teil befand sich das städtische Gefängnis.
Die
Kirche der Stadt wurde in den Jahren 1865 – 1867 erbaut und der
Blick auf das Meer wurde durch einen grossen Vorplatz freigehalten.
Das Gotteshaus ist im romanischen Stil gebaut und besteht aus drei
Schiffen, die von Säulen aus lokalem Stein getragen werden. Heute
wird die Kirche als Bibliothek genutzt. Am Palmsonntag, 14. April
1867, wurde die Kirche feierlich eingeweiht. Zuerst verfügte sie nur
über eine kleine Glocke.
Napoleon III stiftete dann eine Glocke mit
einem Durchmesser von 77 Zentimeter und einem Gewicht von 260
Kilogramm.
Ausser der Katholischen Kirche gab es zu dieser Zeit in Nemours noch eine Wallfahrtskapelle, am Hafen einen Altar zu Ehren des Heiligen Petrus, Schutzpatron der Fischer, eine Synagoge und zwei Moscheen.
Durch die Altstadt von Ghazaouet und früher Nemours führen drei Strassen. Die erste dem Meer oder heute besser gesagt, dem Hafen entlang, die hintere unter den Felsen der über der Stadt herrschenden Hügel und die mittlere Strasse, in Nemours Gambetta genannt, heute Rue de la République, ist die Strasse wo die Katholische Kirche, das Rathaus, die meisten Geschäfte und der Markt liegen. Wie auf den alten Postkarten zu sehen ist, hat sich die Geschäftigkeit nicht verändert. Noch heute gibt es einen Strassenmarkt mit frischem Fisch, Obst, Brot und Gemüse. Die Metzger sind in den Aussenbezirken der Markthalle geblieben, die eigentliche Markthalle aus dem Jahre 1928 ist ausser zwei Läden leer, dafür sauber. In einer der Strassen werden nur Geflügel angeboten, ansonsten sind die Stände gemischt.
Über
den Landweg führten zwei Stadttore, Ravin und Nedroma, in die durch
Mauern geschützte Stadt. Das Tor Nedroma steht bis heute und führt
direkt durch den Ort an den Strand zum Hafen. Die damalige Stadtmauer
besteht Richtung Westen nicht mehr. Doch wer auf den Hügel hinter
Ghazaouet steigt, kann dem Verlauf der Mauer folgen. Die Stadtmauer
kommt in blauer Farbe aus dem Haus neben dem Stadttor und führt den
Hügel aufwärts. An einigen Stellen ist sie eingestürzt, an anderen
erkennt man, dass die Mauer renoviert wurde. Auf der Anhöhe steht
eine Art von Wachturm, der später wohl in Lagerhaus umgebaut wurde,
heute teilweise verfallen. Die Mauer führt weiter bis zu einem
Festungsturm, der aus der Zeit von Taouent. Auch dieser Turm zeigt
Spuren von Renovationsarbeiten, die leider nicht zu Ende geführt
wurden.
Ein Fussweg runter in die Stadt verliert sich im Dickicht.
Ghazaouet hat dank seinem Hafen den wichtigen grossen Strand verloren. Viele der jungen Einwohner erfrischen sich im Hafenbecken. Familien gegenüber am Flussbecken hinter dem Getreidesilo. Dann gibt es einen Strand der nur zu Fuss zu erreichen ist und ein weiteres Kuriosum ist der Strand Ghar Boudouala. Er liegt unter der Klippen der früheren Festung und ist nur zu fuss durch einen Tunnel zu erreichen. Einen Tunnel? Ja, genau, der Fluss Oued El Bir, der eigentlich nie Wasser führt kann nach starken Regenfällen vor allem im Winter zu einem reissenden Fluss werden. Dieser ist dann die Hauptstrasse runter bis zum Hafen geflossen und hat alles mitgenommen, was in seinem Flussbett lag und links und rechts davon.
Für die französischen Ingenieure war die Lösung, rund einen Kilometer vom Stadtkern den Fluss umzuleiten. so schufen sie einen rund 200 Meter langen, drei Meter breiten und zweieinhalb Meter hohen Tunnel, der direkt zum abgelegenen Strand führte, wo sowieso keiner auf dem Landweg hinkommt.
Dieser Tunnel wird nun von den Einheimischen genutzt, um zu diesem romantischen Stein- Felsenstrand zu gelangen, der vor allem bei ruhigem Seegang ein herrliches Schwimm- und Taucherlebnis bietet.