Mourao
Direkt
in Nieblas nehme ich die Abzweigung ins Landesinnere. Zuerst
begleiten mich die ewigen Olivenhaine auf meinem Weg. Ich liebe diese
Bäume für ihre Kraft zu leben, wo sonst keine Pflanze überlebt.
Das trockene Klima lässt die Bäume aber klein bleiben und somit
findet sich selten ein Unterschlupf in deren kühlendem Schatten.
Auch die zahlreichen Flüsse und Bäche, die ich überfahre oder
entlang der Strasse ihr Flussbett haben, lassen mich von Abkühlung
träumen. Sie sind alle ausgetrocknet und zeigen nur ihre Grösse,
wie ihre Wasser sie im Winter und im Frühjahr erreichen können. Die
Strassenschilder "Rutschgefahr bei Regen" bringen weder mir noch
dem Peugeot J9 Abkühlung, aber beide halten sich tapfer, immer so um
die 90°.
Wenig Verkehr auf diesen Nebenstrassen, die übrigens in
einem sehr desolaten Zustand sind. Da fast alleine unterwegs, erlaube
ich mir, bei Abfahrten den Leergang einzulegen. Auch so fahre ich
nicht schneller als 90 km/h aber der Motor kühlt sich relativ
schnell ab und ist somit für die kommende Steigung bereit.
Im hügeligen Gelände begleiten mich nun Pinienwälder und Korkeichen. Wenige nur haben in letzter Zeit ihren Kork gelassen. Ansonsten Steppe, Kuhweiden mit Pferden und den Kühen unter den Bäumen am Schatten wiederkäuend. Mehrere heilige Orte stehen am Wegesrand mit ihren Kirchen wie in Doñana, dem Haus der Bruderschaft und zahlreichen metallenen Hütten welche einmal im Jahr die Pilger beherbergen. Parallel zur Strasse verlaufen meterbreite Feuerschneisen. Sollte es mal wieder brennen, so kann die Feuersbrunst besser eingedämmt werden. Es scheint mir, dass es zum guten Glück schon lange nicht mehr gebrannt hat, verkohlte Holzreste lassen sich nicht finden. In Rosal de la Frontera mache ich Halt. Danach geht es auf einer Nebenstrasse nach Portugal. Kein Schild, kein Stein zeigt mir die Grenze an. Ich merke nur, dass ich in Portugal bin, da sich die Schilder der Jagdgebiete geändert haben. In Spanien sind sie schwarz/weiss, in Portugal rot. Die Strasse war zu Beginn besser, wurde aber schnell dem spanischen Zustand gerecht. Dafür gab es Weinberge! Die Lese ist schon vorbei, keine Trauben mehr an den Reben.
Verkalkuliert habe ich mich mit dem Dieselpreis. Allgemein ist Portugal preiswerter als sein Nachbar, nicht aber so bei Diesel. Dafür ist das Bier billiger. Bekam ich für 1€20 in Spanien noch ein Quinto (ein fünftel), bekomme ich in Portugal für das gleiche Geld ein Tercio (ein drittel). Soll jeder selber die Rechnung machen.
Die Strassenkarte machte mich auf ein riesiges Wasserreservoir, Lago de Alqueva aufmerksam. Auf 250 Quadratkilometer und einer Länge von 1.200 Kilometer sollte der Guadiana doch etwas Wasser zum Baden mitführen! Und es gab Wasser, aber die Zufahrtsstrassen zum erstrebten Nass waren verschlossen. Zwar gibt es Abzweigungen mit dem Hinweis Sackgasse und aufgepasst Klippen, aber nach ein paar Metern das verschlossene Tor. Im Ort Mourao zeigte Google mir eine Praia Fluvial, ein Strandbad am Fluss, an. Nichts wie hin. Da stehen auch ein paar Camper unter der prallen Sonne, zwar am Wasser, aber ohne Schatten. Aber einmal hier, kurz ein Bier und rein ins seichte Nass. So, ich habe mich etwas abgekühlt, aber der Ort ist nicht mein Ding und somit fahre ich weiter Richtung Evora. Nach knapp zwei Kilometer wieder so eine Abfahrt Richtung Wasser und siehe da, ohne Schranke. Und hier finde ich schattenspendende Korkeichen und direkten Zugang zum Wasser. Es ist steiniger Boden, also man sinkt nicht ein und das Wasser wird bald tief und Tiefe bedeutet Kühle. Junge Fische tummeln sich im Wasser, also ist dessen Zustand sicher auch in Ordnung. Ich habe für mich alleine einen Strand, sechs Steineichen, einen Kanister mit 5 Liter Trinkwasser und einem Beutel Eiswürfel, eine Wassermelone, geladenes Laptop und Handy, also der ideale Ort zum Arbeiten und sich gleichzeitig erholen. Fischreiher suchen ihre Nahrung im etwas seichteren Wasser ein paar Meter von meinem Strand entfernt.
Mourao
ist ein typischer Ort, wie es ihn in Portugal oder über der nahen
Grenze in Spanien auch gibt. Einstöckige Häuser säumen die
Strassen und Gassen welche irgendwie alle zum Hauptplatz mit einem
netten Gärtchen führen. Über der Stadt thront die Burg mit der
weissen Kirche. Auch am Hauptplatz stehen ein paar Gotteshäuser. Die
älteren Männer sitzen im Café. Ein riesiges Plakat weist auf
kommende Stierkämpfe hin. Und doch gibt es eine Sonderheit, etwas,
was ich noch nie so gesehen habe und wohl aufgrund der Sommerhitze
zuerst einmal mit den Kühltürmen alter arabischer Häuser in
Verbindung bringe. Doch die Luftschlitze wären dazu etwas zu klein
und wahrhaftig handelt es sich hier um Kamine der Feuerplätze und
diese Art und Weise Kamine zu bauen stamme aus der Zeit der Mauren.
Weder der Mitarbeiter im Tourismusbüro, noch der Prospekt auf
Portugiesisch konnte mir mehr dazu verraten.