Kirche, Moschee, Synagoge
Ich möchte nicht in einer Welt ohne
Gotteshäuser leben. Ich brauche ihre Schönheit, ihre Erhabenheit.
Ich liebe Moscheen, Synagogen, Kirchen und Kathedralen.
Ich liebe
die Schlichtheit der Moschee in Sidi Obka in der Nähe von Biskra,
Algerien aus dem 7. Jahrhundert. Die heutzutage nicht mehr benutzte
Synagoge in Sefrou, welche aber von einem marokkanischen Ehepaar
gehütet und gepflegt wird und von Israel bezahlt werden. Die
Schlichtheit der romanische Kirche in Eunate, auf dem aranesischen
Jakobsweg in der Nähe von Puente la Reina auf freiem Feld gelegen.
Die finstere orthodoxe Kirche in Berat, Albanien, welche während der
Diktatur von Hoxha verschlossen blieb. Ich staune über die
Erhabenheit einer Kathedrale in Sevilla, der Moschee in Abu Dhabi mit
ihrem weissen Marmor, der vier
sephardischen Synagogen in Jerusalem,
die zu einer verschmolzen, der blauen St. Michaelskirche in Kiew und
die vielen während der Zeit der Sowjetunion zu Monumenten
umfunktionierten Moscheen und Kirchen in Zentralasien.
Als das
Gotteshaus schlechthin, die Kathedrale-Moschee in Cordoba, ein von
Christen gesetztes Zeichen inmitten des Säulenwaldes aus der Zeit,
wo Andalusien von islamischen Herrschern verwaltet wurde.
Zu welchem Gott auch immer im Innern gebetet wird, mein Herz und meine Seele ziehen sich beim Betreten zusammen, eine unbeschreibliche Ruhe erfasst mich und gleichzeitig fühle ich mich unscheinbar und klein. Der Weihrauch betäubt meine Sinne, wie der Singsang aus der Bibel oder das Rezitieren von Versen aus dem Korans und die Litanai der göttlichen Worte der Thora.
Die Moschee in Sidi Obka wurde anfangs sehr einfach gebaut, komplett aus Kalksteinmörtel, und es wurden keine wertvollen Materialien verwendet. Dieser Baustil ähnelte einigen der ältesten islamischen Architekturen und den Moscheen, die von Mohammed selbst gebaut wurden. Die Moschee ist unregelmäßig geformt. Sie besteht aus drei Fluren und dem Haupteingang im Süden. Der Mihrab ist mit einem einfachen Muster und unregelmäßigem Zeichnungen verziert und wird von der Halbkuppel bedeckt.
Die Kirche Santa Maria de Eunate wurde Ende des 12. Jahrhunderts im romanischen Stil und mit mozarabischen Einflüssen erbaut. Der leicht unregelmäßige, achteckige Grundriss weist eine Ähnlichkeit mit Anlagen der Templer auf. Die Lage der Kirche, ihre ungeklärte Geschichte sowie die spezielle Stimmung in der Kirche lassen mich nicht unberührt.
Das
gebieterische Schweigen der Wände dieser Gebäude lässt das
pulsierende Leben ausserhalb ihrer Mauern vergessen. Ich stelle oder
setze mich in eine Ecke, lasse meinen Blick über die Fresken,
Bilder, Arabesken schweifen. Beobachte die Menschen vertieft in
Gebete und Gesang. Rieche den Duft der Kerzen, von Weihrauch und
Blumen. Lasse meine Seele waschen, tanke Kraft und Selbstvertrauen,
um die Stätte zu verlassen und mich ins Gewühl des Alltages zu
mischen, bis zum nächsten Besuch einer Stätte der Ruhe und des
Friedens.