Glauben
Ich glaube nicht an den Weihnachtsmann, nicht an seinen Schlitten gezogen von fliegenden Rentieren. Ich glaube nicht an den Gottessohn geboren in einer Krippe zu Bethlehem. Ich glaube nicht an den Weihnachtsbaum, ein Erbe aus der Winterwende hoch im Norden. Ich glaube nicht an die Krippe mit den drei Heiligen. Aber, ich glaube an Gott und ich lasse die Mitmenschen an das glauben, was ihnen hilft zu leben.
Daher verstehe ich nicht, dass nun zur Weihnachtszeit auf den Internetportalen und in den gedruckten Medien Witze und Karikaturen zu den erwähnten Figuren erscheinen. Wenn ich nicht an den Weihnachtsmann glaube, heisst das noch lange nicht, dass andere Menschen und vor allem Kinder an ihn glauben. Diese Menschen denken ein ganzes Jahr an ihn, schreiben Briefe mit ihren Wünschen und nun sehen sie in den zugänglichen Medien, dass er uns seine Aufgabe in den Dreck gezogen werden. Welches Kind freut sich zu sehen, dass es dem Weihnachtsmann, dem Christkind, den Engeln und all den netten Figuren während der Weihnachtszeit schlecht geht? Wieso müssen die Rentiere besoffen sein? Wieso müssen DHL & Co. Geschenke an die Krippe bringen? Wieso, um nur zwei harmlosere Beispiele zu nennen.
Der Glauben in der europäischen und amerikanischen Welt wurde während der vergangenen Jahrzehnte verdrängt durch Konsum, Sport und Politik. Auch hier ist aber ein Glauben wichtig, sonst würde die erste Niederlage der Heimmannschaft gleich einem Erdbeben in der Stadt wirken. Glauben und Hoffen sind für viele die letzte Möglichkeit in unserer heutigen Welt sich zurecht zu finden. Dies bedeutet aber noch lange nicht, dass Gläubige auch Fanatiker sind. Oder, sollte vielleicht zuerst das Wort Fanatiker analysiert werden.
Gemäss Duden ist eine Person, die einer Idee oder einer Sache mit Leidenschaft anhängt, sie mit Eifer vertritt, fanatisch.
Gemäss Wikipedia wird Fanatismus
mit Verbohrtheit, die Besessenheit von einer Idee, Vorstellung oder
Überzeugung bezeichnet.
Henry Miller beschrieb den Fanatiker in seinem Buch Wendekreis des Steinbocks als einer, der leidenschaftlich glaubt und tollkühn seinen Glauben entsprechend handelt. Miller glaubte immer an etwas und geriet so in Schwierigkeiten. Je mehr man ihm auf die Finger schlug, desto fester glaubte er. Henry Miller glaubte – und die übrige Welt tat es nicht! Wenn es nur darum ginge, eine Strafe auf sich zu nehmen, könnte man bis in alle Ewigkeit glauben. Aber es geht tückischer zu auf der Welt. Statt bestraft zu werden, wird man untergraben, ausgehöhlt, wird einem der Boden unter den Füssen weggezogen. (rororo 4510, Seite 59)
Ich wünsche Euch allen alles Gute und viel Spass am Leben!