Fastenzeit
Was viele in Europa vergessen, auch das Christentum kennt eine Fastenzeit. Mit dem Aschermittwoch, in diesem Jahr am 14. Februar, beginnt die 40-tägige Fasten- oder Passionszeit. Evangelische und katholische Christen bereiten sich während dieser Zeit auf das Osterfest vor. Die Dauer von 40 Tagen wird dabei als symbolisch verstanden. In dieser Zeit sind Fleisch und tierische Produkte wie zum Beispiel Eier, Milch, Käse und Butter verboten. Der spürbare Verzicht, der bewusst erlebt wird und als persönliche Bereicherung empfunden wird, spielt eine wichtige Rolle. So wurde während meiner Jugend auch auf Süssigkeiten verzichtet. Vielleicht freuten wir uns Kinder umso mehr auf die viele Schokolade, die uns der Osterhase brachte. Am Aschermittwoch, nach den tollen Fasnachtstagen, gab es nur eine Mahlzeit, ebenso am Karfreitag, wo es erst nach 16 Uhr etwas zum essen gab.
Das Ziel des Fasten ist in allen drei Weltreligionen dasselbe. Fasten eröffnet jedem Einzelnen einen Raum zu intensiver Erfahrung des eigenen Lebens und ein intensiveres Erleben mit Gott. Fasten führt dabei zu weniger Belastung und mehr Zeit für sich selber. Die innere Freiheit führt zu weniger Stress, zu mehr Gelassenheit. In allen drei Büchern gehören fasten und beten zusammen.
Im Christentum vergehen die Fastentage im gewohnten Alltag. Keine Arbeitszeiten, keine Gewohnheiten werden geändert. Bei der Ernährung wird mehr überlegt, mehr gespart und versucht sich selber mehr Zeit zu widmen.
Im Islam wird der Fastenmonat Ramadan anders gelebt. Dem Gebet wird mehr Zeit gewidmet. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang wird gefastet. Erst wenn der Tag zur Nacht wird, darf gegessen und getrunken werden.
Im Judentum gibt es über das ganze Jahr verteilt, verschiedene Fastentage. Auch hier wird auf vieles verzichtet und mehr Zeit für das Gebet gewidmet. Ein Fest des Fastens dauert in der Regel aber nie mehr als 25 Stunden. Das Fasten ermöglicht eine nahe Beziehung zu Gott zu schaffen.
Der Buddhismus hingegen kennt keine fest definierte Fastentage. Fasten gehört hier zur Grundhaltung. Extreme lehnte Buddha ab. Er lehrte den Weg der Mitte. Weniger Essen erleichtert den Weg zum inneren Frieden und Ruhe. Fasten bereitet den Weg zur Erleuchtung.
Fasten ist kein Selbstzweck zum Abnehmen. Fasten dient dazu, bewusster zu Leben und zu erfahren. Es gilt als geistige Vorbereitungen auf ein Ereignis, wie zum Beispiel Ostern. Fasten bedeutet jedoch nicht nur Verzicht auf Nahrung. Gefastet wird mit allen Sinnen indem bewusster gelebt wird. Über sein eigenes Leben reflektieren und somit die Beziehung zu sich selber, zu seinen Mitmenschen und, wie so nicht, zu Gott zu intensiveren.
Der
bewusste Verzicht wird in unserer Zeit viel zu selten gelebt. In
einer Gesellschaft, welche zu jederzeit alles will und auch bekommt
fehlt die Zeit für sich selbst. Viele wissen nicht mehr mit sich
selbst zu sein. Ohne Handy ist man verloren. Das Handy ist weit mehr
als ein Telefon. Die Technik füllt und bestimmt unsere Freizeit. Wir
lesen Nachrichten, hören Musik, schauen Filme und spielen. Eine
Fastenzeit mit Verzicht auf das Handy wäre für viele ein erster
Schritt.