Engel gegen Teufel
Ich weiss, dass ich nicht nur einen Schutzengel in Form von meiner, leider verstorbenen Schwester, sondern gleichermassen auch einen Hausteufel habe. Ja, ich habe ihn, den Teufel in mir. Ich habe ihn bis heute nie gesehen, wie ich auch meinen Schutzengel nach seinem Tod nicht mehr zu sehen bekam. Ich spüre beide, ich weiss, dass beide bei mir sind und ich verlasse mich auf sie.
Es
klingelt, ich öffne die Haustüre. Mein 17-jähriger Sohn steht vor
mir. Er blickt mich auf Augenhöhe an. Seit Wochen ist er so gross
wie ich. Seine Augen stahlen aus seinem jugendlichen Gesicht. Sein
Körper strotzt vor Gesundheit und Kraft. Er ist jung, verliebt,
zufrieden mit sich und mit der Welt. Zufrieden mit seiner Lehre als
Möbelschreiner, zufrieden mit seinen Arbeitskollegen und
Vorgesetzten. Zufrieden mit seinen Freunden und dem Skateboard, dem
Trommeln in der Fasnacht-Clique und, natürlich, zufrieden mit seiner
Freundin. Sein Leben springt von einer positiven Gegebenheit zur
andern. Er strömt wahres Leben aus und ich stehe vor ihm, immer
noch.
Und, plötzlich, von einem Moment zum anderen, habe ich das
Gefühl alt zu sein. Ich bin alt, über 60. Mein Körper weiss es.
Mein Kopf nicht, hoffentlich noch nicht. Mein Kopf ist immer noch
jung, voller Taten, Pläne, Zuversicht und Dummheiten. Ich freue mich
an der Jugend meines Sohnes, seinen strahlenden Augen. Ich freue mich
für ihn und Vertraue ihm. Ich traue ihm zu, dass er es schafft, dass
er seine Träume verwirklichen wird. Er wird seinen Weg machen, wie
auch ich meinen Weg bis heute geschafft habe.
Auch er hat seinen
Schutzengel und trägt seinen Teufel in sich. Aber, da bin ich mir
sicher, er weiss und fühlt es noch nicht und dies ist auch gut so.
Es
tut mir wohl meinen Sohn so glücklich zu sehen. Es zeigt mir, dass
ich wieder einmal alles richtig gemacht habe in meinen Leben.
Wenigsten einer, der es einsieht!