Engel gegen Teufel

28.11.2022

Ich weiss, dass ich nicht nur einen Schutzengel in Form von meiner, leider verstorbenen Schwester, sondern gleichermassen auch einen Hausteufel habe. Ja, ich habe ihn, den Teufel in mir. Ich habe ihn bis heute nie gesehen, wie ich auch meinen Schutzengel nach seinem Tod nicht mehr zu sehen bekam. Ich spüre beide, ich weiss, dass beide bei mir sind und ich verlasse mich auf sie.

Es klingelt, ich öffne die Haustüre. Mein 17-jähriger Sohn steht vor mir. Er blickt mich auf Augenhöhe an. Seit Wochen ist er so gross wie ich. Seine Augen stahlen aus seinem jugendlichen Gesicht. Sein Körper strotzt vor Gesundheit und Kraft. Er ist jung, verliebt, zufrieden mit sich und mit der Welt. Zufrieden mit seiner Lehre als Möbelschreiner, zufrieden mit seinen Arbeitskollegen und Vorgesetzten. Zufrieden mit seinen Freunden und dem Skateboard, dem Trommeln in der Fasnacht-Clique und, natürlich, zufrieden mit seiner Freundin. Sein Leben springt von einer positiven Gegebenheit zur andern. Er strömt wahres Leben aus und ich stehe vor ihm, immer noch.
Und, plötzlich, von einem Moment zum anderen, habe ich das Gefühl alt zu sein. Ich bin alt, über 60. Mein Körper weiss es. Mein Kopf nicht, hoffentlich noch nicht. Mein Kopf ist immer noch jung, voller Taten, Pläne, Zuversicht und Dummheiten. Ich freue mich an der Jugend meines Sohnes, seinen strahlenden Augen. Ich freue mich für ihn und Vertraue ihm. Ich traue ihm zu, dass er es schafft, dass er seine Träume verwirklichen wird. Er wird seinen Weg machen, wie auch ich meinen Weg bis heute geschafft habe.
Auch er hat seinen Schutzengel und trägt seinen Teufel in sich. Aber, da bin ich mir sicher, er weiss und fühlt es noch nicht und dies ist auch gut so.

Es tut mir wohl meinen Sohn so glücklich zu sehen. Es zeigt mir, dass ich wieder einmal alles richtig gemacht habe in meinen Leben. Wenigsten einer, der es einsieht!