Drei in ihrer Zeit

24.02.2023

Drei in ihrer Zeit und ich in der meinen

Albert Camus (1913 - 1960), Jean-Paul Sartre (1905 - 1980) und Hermann Hesse (1877 - 1962) lebten zur gleichen Zeit einer bereits etwas früher, der andere starb als letzter. Die beiden Franzosen kannten sich, liebten und hassten sich, wie sie sich eine Zeit lang auch ergänzten und den Rest der Welt verabscheuten. Camus kam aus armen Verhältnissen aus dem Norden Afrikas, aus Algier. Er wusste zu leben, zu lieben und zu geben. Sartre verstand sein Leben und seinen Wohlstand als selbstverständlich und suchte vielleicht daher die Extreme. Hesse als Kind eines streng pietistischen Missionars lebte längere Zeit in Indien. Früh war ihm klar, er wollte Dichter oder gar nichts werden.
Hesse war auch ausserhalb seiner Romane ein Steppenwolf und ein Siddhartha, so wie Camus ein Fremder war, der den glücklichen Tod oder doch das Leben suchte. Ob sich Hesse und Camus persönlich kannten, steht nirgends geschrieben. Ob sie sich gegenseitig lasen noch weniger. Sicher ist, sie lebten zeitweise zur gleichen Zeit mit der gleichen Weltgeschichte und setzten sich unabhängig voneinander und jeder in seiner Position mit den gleichen Zeitproblemen auseinander.
Beide liebten die Musse, die Frauen, die Bildende Kunst. Sie fanden Abwechslung in der Darstellenden Kunst. Dabei spielt es keine Rolle, ob Klassik oder Jazz, ob Theater oder Kino, wichtig war und ist das Denken, das Handeln, das sich hinterfragen und mit Worten und Taten darauf reagieren.
Und, wo stehe ich?

Durch ungewollte Einflüsse aus der Familie, durch simple Worte wie ich liebe dich nicht mehr, durch Trennung und Scheidung lernte ich umdenken und mich umlenken. Der Zeitpunkt mich wieder einmal neu zu erfinden, ist gekommen. Der Tod meiner geliebten Schwester und dem daraus resultierenden Bruch mit der Familie. Die Ferne zu den Kindern, wenn ein Teil auch in der Nähe, bedeutenden ein mich wieder finden. Ich fand mich in einer fremden Wohnung, bei einsamen Mahlzeiten, bei zu viel Einsamkeit, zu viel Wein und Tabakqualm. Gleichzeitig lehnte ich Treffen mit Kollegen ab, ich wollte alleine sein. Ich wollte mich aufraffen, die Heilung in der Gesundheit suchen. Ein Neuanfang für die Tage des letzten Drittels meines Lebens schaffen. Dazu musste ich mich selber finden. Finden zwischen Erinnerungen, Wut, Unverständnis, Einsamkeit, Büchern, leeren Flaschen und Zigarettenstummeln. Ich wusste, bevor ich mich nicht selber finde, gibt es keinen Platz für jemanden neben mir. Die Einsamkeit schmerzt und zehrt am Selbstvertrauen. Weder Herz, Seele noch Körper sind bereit, sich zu öffnen, zu geben und zu empfangen.

Ich wurde es müde nach Hause zu kommen, ein Haus, was nicht mein Heim bedeutet. Wo niemand auf mich wartet, niemand sich freut mich zu sehen. Keine Mutter, keine Schwester, keine liebende Frau, keine Kinder, ja nicht einmal eine Katze oder Hund, nicht einmal ein Goldfisch, der sich im Wasserglas dreht. Nur Bücher, lose Notizblätter, leere Flaschen und abgestandener kalter Zigarettenrauch empfingen mich.

Mit der Zeit fand ich zurück zu mir und wurde mir meiner Laster und Unfähigkeiten bewusst, die sich heimlich meiner zu erobern versuchten. Durch meine eigene innere Stärke wusste ich, das ist die letzte Zigarette, die ich rauche, das ist die letzte Flasche Wein, die ich ohne Genuss leere. Ich fühlte mich wieder bereit zu leben!
Ich weiss wieder, was ich will. Ich habe die Schwelle vom Wissen, was ich nicht will nicht nur überwunden, sondern hinter mir gelassen. Ich lebe wieder im Glück!

Ich bin kein Kaufmann, kein Schutzmann, kein Touristiker, kein Gastwirt, kein mir Fremder mehr. Ich bin Künstler und Denker in der glücklichen Art und Weise. Das Leben ist kein Irrtum, sondern bedeutet Glück, Lebensglück. Einmal diesen Punkt erreicht, öffnet sich das Leben wie ein sich öffnender Staudamm, der dem zurückgehaltenen Wasser endlich die Freiheit schenkt. Das zu lange gestaute Wasser empfindet das Bewusstsein etwas nützliches zu tun, fühlt wieder einen Sinn im Leben. Alles wird möglich, alles ist möglich. Sogar mich zu verlieben.
Liebe kann nicht gefunden werden, denn sie kann nicht gesucht werden. Ein Suchender findet sie nimmer und nie. Die Liebe kann überall sein und nirgends. Sie ist plötzlich da, lauert auf den Menschen, der bereit ist für das höchste der Gefühle. Er spürt sie, nimmt sie in sich auf, saugt sie in sein Herz und Geist und vereint sich im Körper, der Ewigkeit und Gemeinsamkeit.