Clärenore Stinnes
Zusammenfassung
der Kapitel II bis VI der Erzählung von
Clärenore Stinnes
Im Auto durch zwei Welten
Die erste Autofahrt einer Frau um die Welt 1927 bis 1929
erschienen im Promedia Verlag, Wien, 3. unveränderte Auflage 2022
Die von mir gelesenen Kapitel enthalten wenig Information über Land und Leute und deren Kultur, welche ich auf einer späteren Reise durch die gleiche Gegend nutzen könnte. Stinnes Reise geht dann auch über Moskau, Novosibirsk weiter nach Peking und Tokyo. Schiffsreise nach Nord- und Südamerika, Heimreise nach Europa.
Kapitel
II
Die Reise startet am 25. Mai 1927 in Frankfurt am Main und führt über
Schirding, Karlsbad, Prag, Wien nach Budapest. Kurz vor Belgrad trafen sie auf
ein grosses deutsches Kolonisationsgebiet. Die Bauern begrüssten sie in
unverfälschtem schwäbischen Dialekt. Ihre Urgrosseltern waren schon aus
Deutschland ausgewandert; hatten sich im Brachland angesiedelt, und so waren
die Schwabendörfer entstanden, die trotz fremden Landes die deutsche Sprache
als ihre Heimatzunge redeten.
Über Topola erreichten sie das altertümliche Nisch, deren Festung in
ursprünglicher Frorm erhalten blieb. Topala, hier befindet sich die Wiege und
Grabstätte der serbischen Dynastie Karadjordjevic, aus der damals mit Alexander
I. der König der "Serben, Kroaten und Slowenen" (ab 1929 Königreich
Jugoslawien) stammte.
In Samokow trafen sie auf das festliche Treiben eines bulgarischen Jahrmarktes. Schreiend lief alles durcheinander: Menschen, Esel, Kühe und Schafe. Die bunten Kleider der Frauen und Mädchen erinnerten an eine blumenübersäte Wiese.
Fahrt
über Philippopel (Plowdiw) nach Adrianopel (Edime). In kleinen schmutzigen
Wasserlöcher waren angefüllt mit Wasserbüffeln und Nilpferden, die
untergetaucht nur die Nüstern und den glänzenden Rücken zeigen. Minarette der
Moschee des Sultans Selim.
Fahrt zum Bosporus durch für private Automobile gesperrte Tschatalschalinie
(Kette von Befestigungen bei der türkischen Stadt Tschataldscha, Catalca, die
zur Verteitigung Istanbuls und des Bosporus nach Westen angelegt wurde.)
Kapitel
III
Von Konstantinopel bis Izmit und Arifie auf Eisenbahnwaggon verladen.
Nach stundenlanger Fahrt über baum- und pflanzenloser Hochsteppe erreichten sie
Angora (europäische Bezeichnung für Engürü, dem Namen von Ankara bis 1930).
Wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Hauptstadt Angora im Jahre 1918 als
solche überhaupt noch nicht bestanden hat, sondern erst seit dieser Zeit geschaffen
wurde, gezwungen aus der Not der Türken, ihre Regierungsstadt uneinnehmbar im
Kriegsfalle zu machen, in wasserloser Gegend das Nervenzentrum des türkischen
Volkes zu organisieren. Aus früheren, mohammedanischen Zeiten gab es alte
Festungswerke, die längst verfallen, ein Denkmal untergegangener Dynastien
waren.
Fahrt über ein salzhaltiges Hochplateau zur Oase Konya, im Herzen Kleinasiens.
Chinin gegen Malaria für ein zähes Huhn getauscht. Durch die Oase sind seit
Jahrtausenden die Karawanen von Nord nach Süd gezogen. Hier hatte vor 800
Jahren der Scheich Djalal ed-Din Rumi Mewlana den Orden der tanzenden Derwische
gegründet, zu einer Zeit, als in allen Religionen die Musik beim Gottesdienst
verpönt war. Er setzte sich, allem zum Trotz, durch, und sein Kloster
existierte bis zur Auflösung durch die jetzige Regierung im Jahre 1925.
Djalal ed-Din Rumi - bedeutender Dichter der persisch-islamischen Mystik (lebte
1207 bis 1273), der sich 1228 mit seinem Vater in Konya niederliess; nach
seinem Ehrennamen Mewlana (unser Herr) wird der von ihm begründete Orden der
tanzenden Derwische auch Mewlewije genannt. Obwohl von Atatürk 1925 verboten,
lebte die Tradition der Mewlewije in der Türkei weiter. Das ehemalige Kloster
des Ordens, 1927 in ein Museum umgewandelt, ist heute ein wichtiges islamisches
Pilgerzentrum.
Taurusgebirge,
die Strasse folgte der Eisenbahn und beide dem Flusstal. Schwere klaffende
Schluchten hatten sich in die Felsen eingeschnitten, die Kilikische Pforte; das
Durchbruchstal durch die Gebirgskette des Taurus war bereits in der Antike eine
wichtige Verbindung für Karawanen und Heereszüge. Heute ist die alte Strasse,
die zum Teil an schwindelerregenden Abgründen vorbeiführt, durch eine Autobahn
ersetzt.
Nach Stunden erreichten wir die türkisch-syrische Grenze. Von den französischen
Behörden wurden wir auf herzlichste willkommen geheissen. Nach Zusammenbruch
des Osmanischen Reiches 1918 wurde der Nahe Osten unter den damaligen
Grossmächten aufgeteilt, wobei der Völkerbund Frankreich das Mandat für Syrien
und den Libanon übertrug, England das Mandat für Palästina und Irak.
Kapitel
IV
Weiterfahrt über Alexandrette, heutige Iskenderun nach Aleppo. Gegend mit
vielen Ruinen verschollener Städte und Dörfer. Romantik wob sich um die Steintrümmer,
die einstmals Mittelpunkt blühenden Lebens gewesen waren. Ziel Beirut, bei der
man im Zweifel sein konnte, ob man noch in Asien oder schon wieder in Europa
war. Die Umgebung von Beirut bildete eine ideale Kombination von Meer, Wald und
Gebirge.
Zwei grosse Gebirgsketten mussten überwunden werden: den Libanon und den
Antilibanon, um Damaskus zu erreichen. Zwischen diesen beiden Bergketten liegt
ein groses, breites Tal, die Beka, das bei richtiger Bearbeitung zur Ernährung
von Millionen von Menschen geschaffen sein würde. Von der Berghöhe des
Antilibanon erblicken wir Ghouta, bedeutet arabisch Oase; es ist die Oase, die
Damaskus die Existenzmöglichkeit bietet. In der Talöffnung entspringt der Fluss
Barada, ein Bergquell.
Mit
Syrien bezeichnete man nicht nur das heutige Land Syrien, sondern im weiten
Sinn das gesamte Gebiet des Vorderen Orients zwischen Euphrat, Arabischer
Wüste, der Halbinsel Sinai, dem Mittelmeer und dem Taurus.
Hoch und gewaltig ragt unter den Bergen der Turga hervor, von Mohammed einst
das grüne Tal erblickte und - wieder umkehrte - die Worte sagte: In das
Paradies kehrt man nur einmal ein.
Abstecher zu den Ruinen von Baalbek, den Resten eines Tempels, der zu den grössten Denkmälern des Altertums gehört.
Dreissig Kilometer hinter Damaskus nach Osten bereitet sich die Wüste vor uns aus. Die Spuren der vielen Automobile, die die Verbindung zwischen dem Mittelländischen Meer und dem Irak, der Etappe nach Persien, herstellten, waren für jeden die besten Wegweiser, der zum ersten Mal die Strecke befuhr. Übernachtung in Rutbah, Weiterfahrt nach Bagdad. Bagdad, die heisseste Stadt der Welt, ist im Monat Juli ein wahrer Glutofen. Weiterfahrt nach Persien.
Kapitel
V
Buntes
Durcheinander von Kamel- und Karrenkarawanen mit beladenen Kamelen und Ketten
von Karren, die, je fünfzig bis sechzig an der Zahl, nur mit einem Pferd
bespannt, die Lasten in vielen Tagesreisen zu ihren Bestimmungsorten
beförderten.
Persien wies auf der Strecke nach Teheran gute Strassen auf, wenn auch
teilweise sehr steile Pässe.
Immer häufiger trafen wir auf Karawansereien. Sie enthielten einen grossen
Binnenhof, um den herum eine Reihe von Gebäuden Wohnräume hergaben, die
Aussenmauer bildete gleichzeitig einen guten Schutz gegen Angriffe. Grenzübergang bei Kerend.
Teheran liegt am Fusse der Berge, deren mächtigster Gipfel, der Demawend, mit
ewigem Schnee bedeckt, alles überragt. Die Stadt besteht zumeist aus
einstöckigen Häusern und wird von einem Wall umschlossen. In den heissen
Monaten bilden sich, ausserhalb der Stadt, im Schutze des kühleren Gebirges,
grössere Zeltniederlassungen. Überall zeigt sich die Liebe der Perser zur
Natur. Selbst die kleinsten Strassen in Teheran waremn mit Bäumen bepflanzt,
und gross und klein besass seinen eigenen Blumengarten, auch wenn er nur
handgross das Haus vom Trottoir trennte.
Von Teheran fuhren wir zunächst bis Kaswin, um dann nach
Norden abzubiegen, uns Russland zuzuwenden. Die guten Strassen hörten auf und
wir fuhren den englischen Telegraphenleitungen nach, die nach Tiflis führten.
Wir kamen durch kahle, baumlose Gebirgsgegenden. Wie eine einsame Insel erschien
uns unter all den grauen Steinmassen das grüne Tal von Hajji Aqa.
Täbris, Nachitschewan, Armenische Republik der Sowjetstaaten.
Kapitel VI
Jellenowka liegt auf 2000 Meter am Sewansee. Hier gibt es die besten
Lachsforellen der Welt. Ein einsames Kloster stand auf einer Insel im See. Zwei
Dampfer dientem dem Verkehr von Ufer zu Unfer. Nach Tiflis hatten sie nur noch
die Überquerung des Kaukasus vor sich, bevor sie bis Moskau ins Flachland
kamen.