Caldas de Reis / Agolado
Die galizische Kleinstadt Caldas de Reis mit rund 10.000 Einwohnern liegt am Caminho Português des Jakobsweges, bevor er Santiago de Compostela erreicht. Es scheint, dass jeder der Einwohner wenigstens ein Zimmer an Pilger vermietet. Auch in den Bars finden sich neben den Einheimischen nur Pilger aus aller Welt, wenn der Ort gleichzeitig auch ein Kurort. Das Dorf liegt am Unterlauf des Rio Umia nahe der Meeresbucht Ria de Arousa. Auch hier bilden die beiden Kirchen den Mittelpunkt, wenn bei der Hauptkirche die Uhren kurz vor Mittag oder Mitternacht stehen geblieben sind. Der Ort ist auch für seine Wandmalereien bekannt, welche die wüsten leeren Mauern der Neubauten zu verschönern versuchen. Hinter dem grossen Stadtpark schlängelt sich der Wanderweg GR 59 dem Rio Umia entlang. Ein Spaziergang von rund einer halben Stunde führt bis zur alten Elektrititätsfabrik, Fervenza de Segada Caldas. Vorbei führt der Weg an Weinbergen, Gemüsegärten und sieben alten Mühlen, welche teilweise verfallen sind. Teile des Weges und eine Brücke zeugen davon, dass hier bereits die Römer entlang marschiert sind. Bei den Wasserfällen bei der alten Fabrik bilden sich Wasserbecken. Diese werden wohl im Sommer rege von den Einheimischen genutzt, auch heute Sonntag ist der Weg ein beliebtes Ausflugsziel.
In Agolada befindet sich der alte Markt, gebaut für die Ewigkeit. Ich frage mich, ob der Ort während der vergangenen Jahrhunderte so vergessen ging, dass niemand aus den Steinen dieses aus dem Mittelalter stammenden Marktplatzes Häuser baute oder einfach abriss, um Platz zu schaffen oder ob wirklich hier Politiker herrschten, welche den Wert der Anlage erkannt und instand hielten für das heute und Morgen. Während der Sommermonaten werden hier mittelalterliche Märkte abgehalten. Ausserhalb dieser Zeit ist es still im Dorf. Ich streife alleine durch den Marktplatz, bewundere die aus Steinplatten gefertigten Verkaufstische, die aus Stein gehauenen Sitzbänke, die aus Stein gefertigten Pfeiler, welche die Dächer aus Holz und Ziegel tragen. Viele der Lagerhäuser hinter den Ständen wurden fachgemäss renoviert, sodass der Besucher es fast nicht sieht. Die Türen sind teilweise modern, aber unscheinbar. Das Glas in den Fenstern wurde durch Gitter verdeckt. Der Besucher findet sich in einem Ort der vor langer Zeit der Mittelpunkt zwischen dem Atlantik und Lugo war. Hier trafen sich die Verkäufer vom Atlantik mit ihren Salzfischen mit den Bauern mit Fleisch, Gemüse und Früchten. Hier wurden Körbe aus Bast verkauft. Werkzeug aus Holz und Stein. Erste Eisenwaren. Hier wurden die Neuigkeiten ausgetauscht, Todesfälle mitgeteilt, von Geburten berichtet und Hochzeiten besprochen. Wenn die Steine erzählen könnten, was sie während den Markttagen alles gehört haben und zwischen den Markttagen, erleben mussten.