Beständigkeit oder Wanderung

25.04.2022

In meinem tiefsten Innern weiss ich, dass ich nicht beständig bin, nicht für Stetigkeit geboren wurde. Meine Interessen wanderten bereits früh in meiner Kindheit von einem Thema zum andern. Dies war und ist natürlich positiv für mein Allgemeinwissen, welches dadurch ständig gefördert wird und wächst.
In der Liebe suchte ich, was nicht zu finden ist. Trotzdem bleibe ich ein Romantiker. Ich versuchte mich zu etablieren. In einer Beziehung fühlte ich mich aber nach kurzer, manchmal auch etwas längeren Zeit, wie im Gefängnis. Ich fühlte mich als Sklave, die Situation des Gebunden seins hielt mich vom Leben fern. Im tiefsten Innern wollte ich nie eine Karriere, keine Familie. Trotzdem fiel ich auf das Spiel rein. Nicht nur einmal, sondern gleich sechsmal. Sandy, Tere, Silvia, Inma, Ilham, Rabia. Dazu kommen noch weitere, von denen ich mich aber immer noch kurz vor der Morgenröte verabschieden konnte. Aus zwei Beziehungen stammen Kinder. ich liebe meine Kinder. Ich möchte sie nicht missen. Aber sie hielten mich, den zu Freiheit drängenden Romantiker länger zurück, als für mich nötig. Für die Kinder war im Moment die Zeit zu kurz, heute, gerade richtig. Sicher wollte ich nie Schmerz hervorrufen, es tut mir leid, wenn trotzdem geschehen.

Mit den Frauen lief eine Revolution, ein Zustand allgemeiner Erschöpfung der Trennung voraus und bewirkten Aggressionen beider Seiten. Der Mann, der Romantiker, kann die Frau, die Realistin, nicht länger ertragen, was er hasst. Der Mann als Träumer, Visionär, weltfremd in der sich selber aufgezwungenen Welt. Die Frau als Realistin, gefühlslos, nüchtern und rational. Die eintretende Stille wartet ab, bis der Krach und Streit vorbei war und nahm wieder ihren Platz ein zwischen uns.

Diese meiner Lebensjahre haben mich ausgebrannt, ausgepumpt, ausgesaugt. Ich habe trotzdem immer versucht mein bestes zu geben, wusste, dass ich wenig bekomme. Ich habe eine riesige Menge an Erfahrungen gesammelt, einzigartigen Erlebnissen und unbezahlbaren Weisheiten. Wo habe ich immer wieder diese Energie gefunden für sie, die Kinder, für mich, für einen Neuanfang? Je älter ich werde, desde länger dauert die Regeneration, je verbissener denke ich an das Vergangene, je mehr Tränen vergiesse ich.
Es gibt Momente, da beneide ich alle langweilig und eintönig lebenden Menschen.
Doch, plötzlich, an kleinen Dingen erfreuend, fasse ich Mut, Kraft und Energie für das Weitermachen.
Ich versuche das angeeignete Wissen zu vertiefen, indem ich besser werde in dem was ich tue.
ich weiss, geschriebene Worte sind riskant, der Schreiber trägt für sie die Verantwortung. Daher schreibe ich, die Wahrheit über das Geschehene, das Erträumte und die Wünsche. Auch wenn die geschriebenen Worte die Wirklichkeit für manchen Leser verändern. Aber, das sollen sie auch. Aufrütteln zum Denken anregen. Das Leben ist immer aufregender und interessanter als der Tod.