Babyboomer
So
wie es aussieht, bin ich ein Kind aus der Zeit der Babyboomer und
dies als 1961-er knapp vor Beginn der Generation X. Meine Schwester,
14 Jahre älter, ist gemäss dieser Einordnung auch ein Babybommer,
denn unter der Generation Boomer versteht man die Geborenen zwischen
1946 und 1964.
Ehrlich
gesagt, liegen zwischen meiner Schwester und mir Welten und dass wir
nun beide in der Vergangenheit in den gleichen Topf geschmissen
werden, finde ich etwas leichtfertig. Auch das Wort Babybommer für
die Kinder nach dem Zweiten Weltkrieg zu gebrauchen ist etwas weit
weggeholt. Ist nicht vielleicht, dass es nach dem Krieg weniger Tote
gab und somit die weltweite Bevölkerungszahl gewachsen ist? Denn zu
meiner Zeit waren Familien mit zwei, hie und da mal drei Kindern der
Durchschnitt. Ich erinnere mich nur an einen Kollegen, der über 10
Geschwister hatte und die Familie war die grosse Ausnahme.
Unsere Schulklassen waren im Vergleich zu heute riesig. Über 40 Schulkameraden zählten wir in der Oberstufe in unserer Klasse in einem Vorort von Luzern mit weniger als 20'000 Einwohnern. Die Klassen wurden sogar doppelt geführt, also kamen wir je Jahrgang auf knapp 100 Schüler! Davon ein Italiener und eine Kollegin, welche nur mit Mutter und Schwester lebte, sprich ohne Vater. Der Rest waren Müller, Meier und Huber und Familiennamen aus dem Wallis und Graubünden kamen uns damals ausländisch vor.
Wir
sind nun die Generation, die bereits seit Jahren aus dem
Arbeitsprozess ausgeschieden sind oder kurz davor stehen. Viele der
ersten Boomer sind bereits gestorben und nur noch ihre Kinder
erinnern sich an sie. Die meisten von uns sind also vom aktiven Leben
ab- oder zurückgetreten. Wir leben von der Altersrente, die wir
während unserer bis zu 45 Jahren aktiven Zeit einbezahlt haben. Der
Staat legte für uns Geld zurück, damit wir im Alter etwas haben. Es
ist und war nie so, dass wir für die Generationen vor uns bezahlt
haben. Dieser Ansatz ist falsch verstanden und unlogisch. Es handelt
sich hier um das allgemeine System der Versicherungen. Einer für
alle, alle für einen. Da die staatlichen Mühlen bekanntlich
langsamer mahlen als die privaten, wurde uns die zweite Säule
aufgezwungen. Auch hier zahlten wir direkt vom Gehalt fleissig jeden
Monat ein und nach dem Erreichen des Rentenalters durften wir
wünschen, Auszahlung des gesamten angesammelten Betrages oder eine
monatliche Rente. Und wer denkt da nicht, dass er uralt werden
wird... Diese zwei Renten, so die Idee seiner Schöpfer, sollten uns
in ein wirtschaftlich unabhängiges 3x20 führen. Doch weit gefehlt,
wer keine dritte Säule aufgebaut hat, Eigenheim besitzt oder Aktien
oder Bares, hat es heute schwer über die Runden zu kommen. Eine
Erhöhung der AHV ob als 13. Jahreszahlung oder einer Erhöhung ist
dringend notwendig. Das Geld sollte auch zur Verfügung stehen,
sofern vom Staat und den privaten Institutionen gut angelegt, denn
wir waren ja die Jahrgänge mit den starken Geburten und arbeiteten
zu Beginn unserer Berufstätigkeit teilweise durchschnittlich weit
über 45 Stunden die Woche. Das Rentensystem sollte also unsere
verdienten Rentenjahre nicht strapazieren. Sie sollten eher helfen,
dass die heutigen Generationen, die auf dem Arbeitsmarkt die
Lohnabzüge verkraften, das Leben bereits jetzt geniessen, so mit
4-Tage-Woche, zum Beispiel. Wieso werden hier Angst geschnürt und
ein böser Blick auf unsere Generation geworfen? Wieso wird gedroht
oder in einigen Ländern bereits zur Tatsache gebracht, bis 67 oder
noch länger arbeiten zu müssen? Sicher nicht wegen den Babybommer!
Weniger Arbeit und mehr Freizeit wünsch ich euch!
Wir,
die nach der gültigen Einordnung nach der stillen Generation kommen,
hätten den Planeten Erde ruiniert. Übrigens, stille Generation,
auch ein Witz. Als stille Generation werden die Kinder bezeichnet,
welche nach dem Krieg und vor der Babybommer geboren wurden. Also,
vom 3. September 1945 bis 31. Dezember 1945. Da haben wir doch wieder
einmal eine Statistik ohne Logik.
Die
Welt haben wir durch unseren Konsum vernichtet. Immer etwas neues,
immer etwas besseres, immer etwas schnelleres und etwas was noch mehr
glänzt als das was wir bereits hatten, mussten wir besitzen. Auch
dies ist voller Lug und Trug. Wir sind nach dem Krieg geboren, aber
unsere Eltern und Grosseltern erzählten uns aus erster Hand von
dieser schweren Zeit. Wir haben geholfen das europäische
Wirtschaftswunder aufzubauen, die Technik zu perfektionieren und jedes
einzelne Leben abzusichern mit unserem Banken- und
Versicherungssystem. Klar stiess Opas Esel weniger Co2 aus als mein
VW-Bus! Oder gab es da nicht eine Studie die besagt, dass die
Scheisse der Tiere umweltbelastend sei? Doch erst unsere Kauffreude,
unser Interesse am Neuen haben mitgeholfen die Wirtschaft
anzutreiben. Wo wären sonst die Käufer geblieben?
Unsere
Freizeitgestaltung mit Reisen, Ferien am Strand, Kulturrundreisen und
einfach fremde Länder entdecken haben einen neuen Wirtschaftszweig
aufgebaut und entwickelt. Tausende von Menschen weltweit arbeiteten
im Fremdenverkehr und die ausländischen Gäste halfen ihnen für ein
festes Einkommen. Und dieses Einkommen half sich an den technischen
Wundern der Zeit zu beteiligen und mitzumachen.
Ehrlich,
all diese, meine Gedanken, sind allzu simpel. Schuld hat aber kein
einzelnes Individuum. Schuld hat der, der nicht denkt, sich nicht
hinterfragt. Meine Generation hat vom Wiederaufbau, der auf einen
Krieg folgt, profitiert. Wir haben die Angst vor einem neuen Krieg
überwunden und für unseren Wohlstand gekämpft in den nun die
Generationen X, Y und Z geboren wurden. Welche Generation folgt wohl
auf das Z? Gerne gehen wir in den Ruhestand und freuen uns auf die
Taten und Errungenschaften der jüngeren Generationen. Auch sie
werden zu kämpfen haben, wie die Menschen vor uns und die Menschen
die nach dem Z kommen werden. Das Leben ist in stetem Fluss und jede
Generation erfreut sich dem Sonnenschein und ist sich den Wolken
bewusst, die den blauen Himmel trüben.