Babyboomer

12.02.2024

So wie es aussieht, bin ich ein Kind aus der Zeit der Babyboomer und dies als 1961-er knapp vor Beginn der Generation X. Meine Schwester, 14 Jahre älter, ist gemäss dieser Einordnung auch ein Babybommer, denn unter der Generation Boomer versteht man die Geborenen zwischen 1946 und 1964.
Ehrlich gesagt, liegen zwischen meiner Schwester und mir Welten und dass wir nun beide in der Vergangenheit in den gleichen Topf geschmissen werden, finde ich etwas leichtfertig. Auch das Wort Babybommer für die Kinder nach dem Zweiten Weltkrieg zu gebrauchen ist etwas weit weggeholt. Ist nicht vielleicht, dass es nach dem Krieg weniger Tote gab und somit die weltweite Bevölkerungszahl gewachsen ist? Denn zu meiner Zeit waren Familien mit zwei, hie und da mal drei Kindern der Durchschnitt. Ich erinnere mich nur an einen Kollegen, der über 10 Geschwister hatte und die Familie war die grosse Ausnahme.

Unsere Schulklassen waren im Vergleich zu heute riesig. Über 40 Schulkameraden zählten wir in der Oberstufe in unserer Klasse in einem Vorort von Luzern mit weniger als 20'000 Einwohnern. Die Klassen wurden sogar doppelt geführt, also kamen wir je Jahrgang auf knapp 100 Schüler! Davon ein Italiener und eine Kollegin, welche nur mit Mutter und Schwester lebte, sprich ohne Vater. Der Rest waren Müller, Meier und Huber und Familiennamen aus dem Wallis und Graubünden kamen uns damals ausländisch vor.

Wir sind nun die Generation, die bereits seit Jahren aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden sind oder kurz davor stehen. Viele der ersten Boomer sind bereits gestorben und nur noch ihre Kinder erinnern sich an sie. Die meisten von uns sind also vom aktiven Leben ab- oder zurückgetreten. Wir leben von der Altersrente, die wir während unserer bis zu 45 Jahren aktiven Zeit einbezahlt haben. Der Staat legte für uns Geld zurück, damit wir im Alter etwas haben. Es ist und war nie so, dass wir für die Generationen vor uns bezahlt haben. Dieser Ansatz ist falsch verstanden und unlogisch. Es handelt sich hier um das allgemeine System der Versicherungen. Einer für alle, alle für einen. Da die staatlichen Mühlen bekanntlich langsamer mahlen als die privaten, wurde uns die zweite Säule aufgezwungen. Auch hier zahlten wir direkt vom Gehalt fleissig jeden Monat ein und nach dem Erreichen des Rentenalters durften wir wünschen, Auszahlung des gesamten angesammelten Betrages oder eine monatliche Rente. Und wer denkt da nicht, dass er uralt werden wird... Diese zwei Renten, so die Idee seiner Schöpfer, sollten uns in ein wirtschaftlich unabhängiges 3x20 führen. Doch weit gefehlt, wer keine dritte Säule aufgebaut hat, Eigenheim besitzt oder Aktien oder Bares, hat es heute schwer über die Runden zu kommen. Eine Erhöhung der AHV ob als 13. Jahreszahlung oder einer Erhöhung ist dringend notwendig. Das Geld sollte auch zur Verfügung stehen, sofern vom Staat und den privaten Institutionen gut angelegt, denn wir waren ja die Jahrgänge mit den starken Geburten und arbeiteten zu Beginn unserer Berufstätigkeit teilweise durchschnittlich weit über 45 Stunden die Woche. Das Rentensystem sollte also unsere verdienten Rentenjahre nicht strapazieren. Sie sollten eher helfen, dass die heutigen Generationen, die auf dem Arbeitsmarkt die Lohnabzüge verkraften, das Leben bereits jetzt geniessen, so mit 4-Tage-Woche, zum Beispiel. Wieso werden hier Angst geschnürt und ein böser Blick auf unsere Generation geworfen? Wieso wird gedroht oder in einigen Ländern bereits zur Tatsache gebracht, bis 67 oder noch länger arbeiten zu müssen? Sicher nicht wegen den Babybommer! Weniger Arbeit und mehr Freizeit wünsch ich euch!
Wir, die nach der gültigen Einordnung nach der stillen Generation kommen, hätten den Planeten Erde ruiniert. Übrigens, stille Generation, auch ein Witz. Als stille Generation werden die Kinder bezeichnet, welche nach dem Krieg und vor der Babybommer geboren wurden. Also, vom 3. September 1945 bis 31. Dezember 1945. Da haben wir doch wieder einmal eine Statistik ohne Logik.

Die Welt haben wir durch unseren Konsum vernichtet. Immer etwas neues, immer etwas besseres, immer etwas schnelleres und etwas was noch mehr glänzt als das was wir bereits hatten, mussten wir besitzen. Auch dies ist voller Lug und Trug. Wir sind nach dem Krieg geboren, aber unsere Eltern und Grosseltern erzählten uns aus erster Hand von dieser schweren Zeit. Wir haben geholfen das europäische Wirtschaftswunder aufzubauen, die Technik zu perfektionieren und jedes einzelne Leben abzusichern mit unserem Banken- und Versicherungssystem. Klar stiess Opas Esel weniger Co2 aus als mein VW-Bus! Oder gab es da nicht eine Studie die besagt, dass die Scheisse der Tiere umweltbelastend sei? Doch erst unsere Kauffreude, unser Interesse am Neuen haben mitgeholfen die Wirtschaft anzutreiben. Wo wären sonst die Käufer geblieben?
Unsere Freizeitgestaltung mit Reisen, Ferien am Strand, Kulturrundreisen und einfach fremde Länder entdecken haben einen neuen Wirtschaftszweig aufgebaut und entwickelt. Tausende von Menschen weltweit arbeiteten im Fremdenverkehr und die ausländischen Gäste halfen ihnen für ein festes Einkommen. Und dieses Einkommen half sich an den technischen Wundern der Zeit zu beteiligen und mitzumachen.

Ehrlich, all diese, meine Gedanken, sind allzu simpel. Schuld hat aber kein einzelnes Individuum. Schuld hat der, der nicht denkt, sich nicht hinterfragt. Meine Generation hat vom Wiederaufbau, der auf einen Krieg folgt, profitiert. Wir haben die Angst vor einem neuen Krieg überwunden und für unseren Wohlstand gekämpft in den nun die Generationen X, Y und Z geboren wurden. Welche Generation folgt wohl auf das Z? Gerne gehen wir in den Ruhestand und freuen uns auf die Taten und Errungenschaften der jüngeren Generationen. Auch sie werden zu kämpfen haben, wie die Menschen vor uns und die Menschen die nach dem Z kommen werden. Das Leben ist in stetem Fluss und jede Generation erfreut sich dem Sonnenschein und ist sich den Wolken bewusst, die den blauen Himmel trüben.