Autos vor 2000
So
katastrophal der Strassenverkehr in einigen der Länder ist, die ich
bereits bereist habe, so sehr freue ich mich immer wieder über
Oldtimer, die noch aktiv im Strassenverkehr unterwegs sind. So auch
in Algerien. In der Hauptstadt selbst sind Oldtimer seltener. In den
anderen Städten und Ortschaften sind sie dagegen an der
Tagesordnung. So zum Beispiel in Tlemcen im Nordwesten des Landes.
Hier findet man, wie bereits in einem anderen Artikel beschrieben,
sehr viele Peugeot 404 bachée. Ich konnte die Limousine und den
Familiale sehen, hatte aber keine Zeit, diese beiden Typen zu
fotografieren. Es dauert immer etwas zu lange, bis das Handy bereit
ist, Fotos zu machen. Bei den Überlandtaxis findet man die Familiale
der Baureihen 504 und 505 mit bis zu 7 Sitzplätzen. Als Lieferwagen
den J9, der früher als Minibus beliebt war, jetzt aber von seinem
türkischen Nachfolger, dem Karsan, abgelöst wurde. Einen J7 ohne
Rücklichter und ohne Blinker fuhr an mir vorbei.
Vor
einigen Tagen habe ich einen 204 gesehen. Das Fahrzeug wurde bei
seiner Vorstellung von der Fachpresse zerrissen, vor allem wegen des
hohen Kaufpreises.
Nun,
nachdem Peugeot die Katze sozusagen stückweise aus dem Sack liess,
ist er da und zeigt sich besser geraten, als man zu erwarten hoffte.
Er ist in der Tat ein im besten Sinne modernes Auto. Dessen Vorteile
aber wollen bezahlt sein. Genauso stolz, wie das Werk auf ihn sein
kann, ist sein Preis. Mindestens 7350,— Mark muss man für dieses
Auto mit wenig mehr als 1100 ccm zahlen. Selbst Ausstattung und
Erscheinungsbild des Wagens rechtfertigen den Preis kaum. Äusserlich
weder schön noch hässlich zu nennen, zeitlos aber ohne die Züge
einer starken automobilen Persönlichkeit, gibt sich der Peugeot 204
betont bescheiden, ja fast ein wenig schüchtern. Darinnen schwelgt
man kaum in Luxus. Die Ausstattung ist schlicht und ausreichend, nie
aber beeindruckend. Ansonsten aber ist die Karosserie ein typischer
Vertreter der französischen Linie der Vernunft. Die Grundfläche ist
ausgezeichnet genutzt, vier Personen finden bequem Platz und Türen
ausreichender Grösse. Der Kofferraum ist, gemessen am Format des
Wagens, selbst sehr gross und überdies glattflächig.
Interessanterweise sind nur wenige Citröen unterwegs. Die eine oder andere Ente, ein Ami 6, das war es dann auch schon. Auch deutsche Automarken, in anderen afrikanischen Ländern so beliebt wie Mercedes, sind hier kaum zu finden. Interessant ist, dass zum Beispiel in der Nachbarstadt Remchi viele Mazdas die Waren zum Wochenmarkt fahren. Ein polnischer Zastava ist auch noch fertreten.
Dagegen ist die französische Automarke Renault gut vertreten. Vom R4 über R6 bis R12 und den R16 findet sich alles in den Ausführungen Kombi, Limousinen und Lieferwagen. Besondere Merkmale des R6 wurden in der damaligen Fachpresse wie folgt hervorgehoben:
Getrennte
Schlüssel für Türen und Zündung, Zündschloss gut in Reichweite.
Handbremse (Krücke unter Armaturenbrett) tief, aber auch für Fahrer
mit Gurt nicht allzu tief. Schiebeschalthebel sehr gut zur Hand,
narrensicheres schalten, Schaltschema jetzt nach üblicher Norm, gute
Getriebestufung. Pedale einwandfrei angelegt, nicht zu viel
Pedalkraft, gut angelegte Armaturen. Lobenswert auch die günstige
Heizungs- und Lüftungsbetätigung.
Starke
Karosserieneigung in der Kurve, aber die Bodenhaftung der Räder
bleibt auch auf schlechtester Fahrbahn erhalten, ein wichtiger Punkt
für sichere Spurhaltung. Sehr gute Lenkeigenschaften: Sicheres
Rangieren ohne viel Kurbelei (3,3 Umdrehungen von Anschlag zu
Anschlag), kein besonderer Kraftaufwand beim Rangieren, straffe
Geradeausführung ohne Nachteil für die Wendigkeit.