Aschermittwoch

22.02.2023

Die Fasnacht mit überschwänglichem Sex, Drugs & Rock 'n' Roll ist vorbei. Bleiben der Kater, Nachwehen und der Aschermittwoch. Heute beginnt in der christlichen Welt seit dem Pontifikat Gregors des Grossen die vierzigtägige Fastenzeit. Die Bezeichnung Aschermittwoch stammt aus dem Brauch aus dem 11. Jahrhundert, an diesem Tag im Gottesdienst die Asche der verbrannten Palmzweige des Vorjahres zu weihen und die Gläubigen mit einem Kreuz aus Asche die Stirn zu zeichnen. Die Aschenweihe gehört zu den heiligen Sakramenten. Die Fastenzeit erinnert die Gläubigen an die 40 Tage, die Jesus fastend und betend in der Wüste verbrachte und sich auf den Willen Gottes vorbereitete. In der katholischen Kirche ist der Aschermittwoch ein strikter Fasten- und Abstinenztag. Der Abschied vom Fleisch und vom Vergnügen in der Fastenzeit soll helfen, sich auf das geistliche Leben und somit auf Gott zu besinnen.

Der heutige Fastenbeginn ist zwar einer der wichtigeren Tage im christlichen Glauben, wird aber in der Volksmenge wenig beachtet. Dies war schon in meiner Jugend so. Ich mag mich an keinen Gottesdienst an diesem Tag erinnern, auch wenn meine Eltern sehr religiös waren und der sonntägliche Messebesuch eine Pflicht war, die erfüllt werden musste. Aber auch meine Eltern passten sich gerne den Neuerungen der Kirche an. So wurde der sonntägliche Gottesdienst durch den Kirchenbesuch am Vorabend ersetzt. Auch die Kirche wusste, dass die Gläubigen gerne einen Tag in der Woche ohne Verpflichtungen sehen würden, gleichzeitig aber keine leeren Kirchen wollten, daher der Kompromiss, den Sonntagsdienst auf den Samstag zu verlegen. Später bettlägerig, war meine Mutter auch mit dem Gottesdienst übertragen am Fernsehen einverstanden, wenn sie auch die persönlich bekannten Priester aus der Dorfgemeinde dabei vermisste.

Nach dem Trubel der letzten Tage sind die Strassen in der Innerschweiz wieder leerer geworden. Die Strassenwischer haben über Nacht gute Arbeit geleistet. Der Abfall ist von den Strassen und Plätzen gewischt. Doch hartnäckige Konfetti findet man noch überall zwischen Ritzen und Gräser. Sie erinnern neben den blühenden Krokussen, dass es mit der Fasnacht gelungen ist, den Winter zu vertreiben. Die Sonne scheint herrlich auf den Luzernersee, auf die letzten in Fasnachtskostüme heimwärts schleichenden Gestalten. Schön war es, bis in einem Jahr wieder!

Die 40 Tage Fastenzeit werden die meisten ohne Fasten und höchstens mit Gedanken auf die kommenden Osterferien verbringen. Traditionen gehen vergessen, sie werden ersetzt durch neue Errungenschaften. Nebenbei belächeln wir andere Völker mit anderen Religionen, welche im Grund genommen eine einfachere Fastenzeit haben, eine einfachere Beziehung zu ihrem Gott und somit vielleicht auch ein einfacheres Leben.