an meine Kinder
Konstantin Wecker, Album ohne Warum, 2015, mit leichten Abänderungen und Ergänzungen:
Jetzt seid ihr schon gross und bald aus dem Haus.
(zwei sind bereits Jahre aus dem Haus.)
Die Kindheit ist so schnell vergangen.
Für den Vater ist deshalb nicht alles aus, der hat noch andre Verlangen.
Obwohl, ich hätte so manchen Moment liebend gerne fester gehalten.
Doch man kann sich die Flüchtigkeit der Zeit nicht nach eigenem Willen gestalten.
Was kann ich euch mitgeben auf diesen Weg, den ihr nun ganz alleine bestreitet?
Die Hoffnung, dass euch mit jedem Schritt stets meine Liebe begleitet.
Ich hab′s nun mal nicht so mit der Moral. Wann sind Kinder gut, wann böse.
Kinder sind schuldlos, haltet sie frei vom MoralismusgetöseI.
Seid ein Wunder wie jeder Mensch.
Geboren aus dem absolut Schönen.
Und die Welt sähe so viel friedlicher aus, könnt' man sich daran gewöhnen.
Ich war nie perfekt. Wie könnte ich auch.
Ihr kennt meine Kunst zu scheitern.
Und perfekte Eltern konnten uns doch im besten Fall nur erheitern.
Was hab ich falsch, was richtig gemacht?
Ihr wart mir doch nur geliehen.
Ich rede nicht gern um den heissen Brei.
Ich wollte euch nie erziehen.
Erziehen zu was? Zum Ehrgeiz, zur Gier, zum Chef im richtigen Lager?
Ihr wisst es, ich habe ein grosses Herz für Träumer und Versager.
Einen einzigen, grossen Wunsch hätte ich noch, da seid mit mir bitte konform,
egal was sie dir versprechen, mein Kind, trag nie eine Uniform.
(Der jüngste träumt zwar von der Polizei, soll sein Traum sich erfüllen, sofern er es möchte.)
Es wird nicht leicht, die Zeiten sind hart.
Es knarzt mächtig im Getriebe.
Ich hoffe euch trägt auch durch Not und Pein bedingungslos meine Liebe.
Das ist alles was ich verschenken kann, keine prall gefüllten Konten.
Und Augenblicke der Schönheit, da wir zusammen uns glücklich sonnten.
Sorgt euch nur nicht um den Vater, nun kommt euer ganz eigenes Leben.
Ich habe gelernt - und ich dank′ euch dafür - Ohne zu wollen zu geben!