Almeria Zentrum
Ich
darf mich als Kenner Andalusiens bezeichnen, da ich fast zwanzig
Jahre in Granada gelebt habe. Vor zwanzig Jahren aber habe ich
Spanien verlassen und meine Zelte wieder in Mitteleuropa
aufgeschlagen. Von den 8 andalusischen Provinzen kannte ich vor allem
Granada, Málaga, Córdoba, Sevilla, Cádiz und Jaén gut bis sehr
gut. Dies aufgrund meiner Tätigkeit im internationalen Tourismus. Die
beiden Randregionen Huelva und Almeria kamen auf den Kulturrouten
durch Südspanien zu kurz. Ab und zu lief ein Kreuzfahrtschiff den
Hafen von Almeria an. Wir brachten die Touristen dann nach Granada
zur Alhambra. Inzwischen fuhr das Schiff weiter nach Málaga, wo die
Gäste am späten Abend wieder an Bord gingen und weiter nach Afrika
schipperten. Damit sind meine Erinnerungen an Almeria verblasst. Das
ist auch der Grund, warum ich die Stadt am Alboran-Meer zu meinem
persönlichen Hafen für die nächsten Monate auserkoren habe. Das
Leben geht immer weiter, und in Granada die Zelte aufzuschlagen, wäre
ein Zurück gewesen und ein wieder Eintauchen in ein Leben das einmal
war.
Über booking.com mieteten wir eine kleine, hübsche Wohnung im Stadtteil Zapillo. Zu diesem ehemaligen Fischerviertel gehört der gleichnamige, über 4 km lange Strand. Sand, Kiesel und Steine dominieren das Ufer. Die Infrastruktur ist sehr gut mit Liegestuhlverleih, öffentlichen Toiletten und Duschen, Geschäften und vielen Cafés und Bars. Zu Fuss ist man in weniger als einer halben Stunde in Puerto Deportivo, von wo aus die Hauptstrassen ins Stadtzentrum führen. Die eigentliche Hauptstrasse N 340, der Paseo Linarejos, führt bis zum stillgelegten Bahnhof von Madrid. Das eindrucksvolle Hauptgebäude wurde 1915 von Narciso Clavería Palacios entworfen und vereint Elemente des Neomudéjar und des Modernisme. Die Form des Gebäudes erinnert an einen umgedrehten Eisenbahnwaggon. Besonders auffällig sind die vier deckelartigen Bauelemente, die an die Speichenräder eines Eisenbahnwaggons erinnern. Für den Bau des Gebäudes wurden Steine verwendet, und zwar Ziegel in zwei verschiedenen Farbtönen, die sich in ihrer horizontalen Schichtung abwechseln. Derzeit ist der Bahnhof geschlossen. Eine neue Bahnlinie ist im Bau.
Direkt vom Hafen führt die Calle Belen mit ihren Wasserspielen und Grünflächen ins Zentrum. Bald führt der Paseo de Almeria, eine der Hauptschlagadern der Einkaufsstraßen, hinauf zur Puerta de Purchena, dem Herzen der Stadt. Links liegen die Altstadt und das ehemalige Judenviertel. Die Calle Belen geht in die fast drei Kilometer lange Avenida Federico Garcia Lorca über, eine der Hauptverkehrsadern der Stadt, von den Einheimischen Rambla genannt.
Federico
García Lorca wurde 1898 in Fuentevaqueros, Provinz Granada, geboren
und lernte schon früh von seiner Mutter, einer Lehrerin, lesen.
Später besuchte er die Schule seines Lehrers und Privatlehrers
Antonio Rodríguez Espinosa in Fuentevaqueros.
Antonio
Rodríguez zog 1906 nach Almería und Federico García Lorca
verbrachte das Schuljahr 1907/1908 sowie die Monate Juli und August
desselben Jahres bei ihm. In diesem Jahr legte er die Aufnahmeprüfung
für das Gymnasium ab und studierte dort im Studienjahr 1908/1909,
das er jedoch nicht abschloss. Er blieb dort nur sechs Monate, da er
an einer Mundkrankheit litt. Diese Krankheit veranlasste ihn, nach
Granada umzuziehen, wo er ab 1909 an der Universität studierte. In
Almería war Federico García Lorca zwischen 1906 und 1909 im Alter
von 10 bis 13 Jahren. Seine Reise und seine Erinnerungen an Almería
und die Ereignisse im Cortijo del Fraile inspirierten ihn zu seinem
Werk Bluthochzeit.
Auf
der Plaza Maestro Rodríguez Espinosa und vor dem Haus, in dem er mit
seinem Lehrer wohnte, ehrt die Stadt Almería den Dichter mit einer
Büste, die Platz beherrscht.
Der
berühmte Dichter und Dramatiker der Generation von 1927 starb 1936,
erschossen im Spanischen Bürgerkrieg.
Die Puerta de Purchena ist es ein Platz im Zentrum der Altstadt. Hier befand sich das wichtigste Eingangstor zur damaligen Stadt: das Pechina-Tor. Sein Name wurde jedoch nach der Eroberung durch die Katholischen Könige geändert, die Pechina mit Purchena verwechselten. Das Tor verschwand nach dem Abriss der Mauer im Jahr 1855, wodurch damals ein Platz entstand. Seit der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts und dem Beginn des XX. Jahrhunderts, mit dem Bergbauboom, den die Provinz erlebte, vermehrten sich sowohl auf dem Platz selbst als auch in seiner Umgebung alle Arten von Bürger- und Palasthäusern. Der Platz wurde 1991 zum historisch-künstlerischen Denkmal erklärt.