Algier Besichtigung
Nach über 15 Jahren verbringe ich nun meinen letzten Tag des Aufenthaltes in der algerischen Hauptstadt. Zuerst schlendere ich Richtung Place de Martyrs, die sich im Place de Régence fortsetzt. Hier treffen die Antike, der klassische Islam und profane Bauten der Neuzeit aufeinander. Mein Spaziergang führt mich zuerst durch eine Strasse mit Häusern aus der späteren Kolonialzeit. Die Häuser mit Arkaden wurden in den 1940er Jahren erbaut. Links sind die Geschäfte, rechts zur Strasse hin haben die fliegenden Händler ihre Stände aufgebaut. So komme ich durch einen Art Souk, wo vor allem Bekleidung vorherrscht. Am Ende dieses Strassenmarkets thront die Moschee Iben Fares mit seinen zwei Minaretten, die in den blauen Himmel ragen. Ein paar Schritte von der Place de Martyrs schaue ich hinaus auf den Bootshafen zu den Inseln der Punier, die Barbarossa zu seiner Zeit mit dem Festland verbinden liess. Über Treppen komme ich zu den Kais, den Bahngleisen und zum alten Fischmarkt. Weiter Richtung Stadtmitte liegt der Hauptbahnhof von Algier, der aber zugunsten des Bahnhofs Agha an Bedeutung verloren hat. Das vor Anker liegende Fährschiff scheint von oben direkt am Bahnhof zu liegen. Ich spaziere zuerst gegen Westen bis zu einem Aussichtspunkt von wo ich freie Sicht auf die Basilisque Notre Dame d'Afrique habe. Ich werde weder die Basilisk noch die Kasbah, Altstadt, besuchen, die ich während meiner vergangenen Aufenthalten besichtigte.
Auf
anderen Wegen geht es nun ins Stadtzentrum. Unterwegs komme ich an
einigen Metrostationen vorbei, ich bevorzuge aber zu gehen und etwas
von der Stadt zu sehen. Im Zentrum herrscht reges Leben. Eine Masse
von Menschen hasten durch die Strassen vorbei an der Post, die von
den Franzosen im andalusisch-arabischen Stil erbaut wurde. Hier
befindet sich auch das Fremdenverkehrsamt. Ich erkundige mich nach
dem Wohnviertel von Albert Camus. Aber auch hier sagt ihnen der Name
nichts und mit meiner Liste mit den alten Namen und den heutigen
arabischen können sie mir die ungefähre Richtung anzeigen. Da hilft
mir Google-Maps mehr, denn eine der Strassen, wo das Kino war, das
Albert Camus mit seiner Grossmutter besuchte, trägt noch den alten
Namen, Rue de Alfred de Musset. An der Ecke der Strasse spreche ich
zwei ältere Herren an und sieh da, sie kennen nicht nur Albert Camus
und dass er La Peste geschrieben hat, sondern können mir auch das
Haus Nummer 93 der damaligen Rue de Lion zeigen. Die Strasse wird nun
als Rue Mohamed Belouizad bezeichnet. Die erste Wohnung der Familie
Camus in der Nummer 13 ist Neubauten gewichen, deren Vollendung auf
sich wartet.
Der Hauseingang ist verschlossen. Ich streife durch
das Viertel und mache Fotos von Häusern, wo vielleicht die Freunde
von Albert wohnten. Wieder zurück beim Wohnhaus ist nun die Türe
offen. Im Hauseingang ist ein Fotoladen. Der Besitzer ist sehr
freundlich und hilfsbereit. Ja, im oberen Stockwerk des einstöckigen
Hauses hätten die Camus gewohnt. Jetzt würde eine algerische
Familie dort wohnen. Wo die Schule von Albert war konnte er mir nicht
genau sagen, wies mich aber in eine Strasse wo ein Postbüro und ein
Polizeiposten sind. Die Polizisten kannten aber wiederum keinen
Albert Camus und der Name der Schule sagte ihnen auch nichts.
Albert
Camus war nie beliebt bei den Algerien, er hätte in seinen Büchern
die Einheimischen nur immer mit Araber bezeichnet, nie einen Namen
genannt, sicher aber hätte er doch auch arabische Freunde gehabt.
Die Zeit vergeht, die Jahre verstreichen und in ein paar Jahren wird
wohl auch das Haus der Familie Camus einem modernen Neubau weichen.
Uns bleiben seine Bücher und sein Denken.
Bilder nebenstrassen.com
Wieder
zurück im Zentrum gönne ich mir einen feinen Salatteller, frische
Crevetten und Rotbarsch.
Die
Innenstadt ist geschmückt mit den Flaggen aller afrikanischen
Länder, welche am diesjährigen Afrika Nationencup teilnehmen. Der
Hauptstrasse entlang oberhalb des Meeres reihen sich vornehme und
renovierte Häuser. Dazwischen das nach einem Haus der Kasbah erbaute
Stadthaus, danach ein moderner Bunker der Regierung und ich bin
wieder beim Platz de Martyrs. Ein kurzer Spaziergang und ich bin
wieder im Hotel. Es heisst Koffer packen, abschied nehmen, morgen
geht es frühzeitig auf den Flughafen und zurück in den europäischen
Winter.