Ain Ouarka

04.01.2025

Gleich hinter Tlemcen fangen die Berge an. Der Peugeot J9 wird sich der Strecke bis Sebdou im dritten und zweiten Gang unter die Räder nehmen. Heute ist Freitag, somit Ruhetag und wenig Lastwagen unterwegs. Somit geht es auf der N22 gemütlich und ohne Pause Richtung Süden bis El Aricha. Mittagspause in einem Strassencafé, Linseneintopf ohne Fleisch und Getränke zu 200 Dinar.
Da in früheren Blogs bereits ausführlich über Tlemcen berichtet wurde, hier die notwendigen Links:
Djema el-Kebir - Besichtigung I - Besichtigung II

Wir fahren weiter auf der N22 und sehen links und rechts überraschend viele Nomaden. Man erkennt sie an ihren Zelten und einem Kleinlastwagen, den sie zum Teil auch für den Transport ihrer Tiere benötigen. Die Kamele sieht man selten in der Nähe der Zelte. Die Tiere streifen frei in der Gegend umher und suchen nach Futter. Wenn es ihnen nicht gut geht, wenn sie gemolken werden wollen, kommen sie selbst zu den Zelten. Will der Hirte seine Tiere sehen, so genügt ein schriller Pfiff und mit der Zeit kommen alle Tiere. Man freut sich über den Besuch und wird gerne zum Tee eingeladen. Die Zeremonie dauert ihre Zeit. Will man als Gast ein Geschenk überreichen, so sind Lebensmittel immer willkommen.

In Mecheria treffen wir auf die N6, die uns weiter nach Naama führt. Das Städtchen wird grosszügig umfahren, an jedem Kreisverkehr steht die örtliche Polizei und grüsst. Die Polizisten sind hier an den Peugeot J9 gewöhnt, aufgrund des Aussehens schauen sie auf das Kontrollschild, wundern sich, da es ein ausländisches ist und winken uns freundlich durch. An der Umgehungsstrasse gibt es weder Geschäfte noch Cafés oder Restaurants. Wer einkaufen will, muss die Strasse durch den Ort nehmen. Auf den Kreisverkehren stehen überdimensionale Strausse, Gazellen und Steinböcke.
Am letzten Kreisverkehr steht die Gendarmerie National und hier biegen wir auf gut ausgeschilderte Nebenstrassen in Richtung unseres Tagesziels Ain Ourka ab. Rund 60 Kilometer liegen vor uns, und es ist besser, den Schildern zu folgen als Google Maps, das in Algerien auf Nebenstrassen nicht sehr zuverlässig ist. Zum Glück haben wir noch unsere alte Michelin Strassenkarte Nr. 743 im Massstab 1:1.000.000, die uns zumindest eine Vorstellung von der zu fahrenden Strecke gibt. Der Verkehr ist sehr spärlich. Tankstellen sind nicht zu finden. Es ist also wichtig, in Naama wieder aufzutanken, denn auch in Ain Ourka ist es schwierig, Diesel oder Benzin zu bekommen. Es gibt zwar einen Schwarzhandel, aber nach den vielen Gästen über Silvester war er ausverkauft.

Etwa fünf Kilometer vor Ain Ourka öffnet sich der Blick auf das von faszinierenden Bergen umgebene Dorf. Als wir unten im Dorf ankommen, bricht die Nacht herein. Der Muezzin ruft zum Gebet, die Kinder verlassen geordnet den Sportplatz und laufen nach Hause. Hier gibt es keine Polizei, aber einen Dorfwächter. Er heisst uns herzlich willkommen und teilt uns mit, dass wir zelten können, wo wir wollen und uns sicher fühlen. So stellen wir uns auf den Parkplatz gegenüber dem Sportplatz und richten uns für die Nacht ein.

Die Morgensonne überrascht uns mit einem herrlichen Schauspiel mit dem Rot der gegenüberliegenden Bergkette. Immer tiefer sinkt das rötliche Licht der Sonne, bis es den östlichen Teil des Dorfes erreicht. Nach dem Frühstück gehen wir die wenigen hundert Meter ins touristische Zentrum. Die Händler öffnen ihre Stände, ein paar vereinzelte einheimische Touristen spazieren zum Hammam und ein Bus mit algerischen Emigranten sammelt sich zu einer Rundfahrt durch die Berge. Hier stehen auch einfache Bungalows, die wohl schon bessere Zeiten gesehen haben. Wir fahren die Piste hinunter zum See. Die Sonne scheint, aber von den Bergen weht ein kalter Wind. Am 1. Januar waren die Berge, das Tal und das Dorf noch schneebedeckt. Heute, drei Tage später, liegt nur noch auf den höchsten Gipfeln Schnee. Die Berge sind ein einzigartiges Schauspiel mit all ihren Farben! Schwarz von der Lava, rot vom Rost, gelb vom Phosphat, grün vom Gestein und weiss vom gehärteten Salz. Gesteine sind eine Mischung aus Mineralien. Die Farbtöne sind so unterschiedlich, aber farblich passen sie immer zusammen. Schon in der Morgensonne entfalten die Gesteinsfarben eine grosse Leuchtkraft und reflektieren das Sonnenlicht. Eine herrliche Wanderung durch ständig wechselnde Landschaften.